Deutsche Bank prüft Abspaltung

  07 Oktober 2016    Gelesen: 783
Deutsche Bank prüft Abspaltung
Der Deutschen Bank droht eine Milliarden-Strafe aus Amerika. Deshalb erwägt sie offenbar, eine ihrer Sparten an die Börse zu bringen. Unterdessen verhandelt auch die Politik.
Die Deutsche Bank erwägt offenbar, ihre Vermögensverwaltung an die Börse zu bringen. Das Geldhaus prüfe, einen Minderheitsanteil an der Deutsche Asset Management an den Aktienmarkt zu bringen, berichtet die „Financial Times“. Mit den Erlösen könnte das renditeschwache Institut seine Kapitalbasis aufpolstern. Eine Entscheidung darüber sei aber noch nicht gefallen, schreibt die Zeitung und beruft sich dabei auf mit der Sache vertraute Personen. Die Deutsche Bank lehnte einen Kommentar ab.

Der Zeitung zufolge verwaltet die Deutsche Bank Vermögen von mehr als 700 Milliarden Euro. Die Sparte soll derzeit mit rund 8 Milliarden Euro bewertet werden. John Cryan soll sich am Rande der IWF-Jahrestagung in Washington auch mit Vertretern des amerikanischen Justizministeriums treffen, schreibt das Blatt.

Kapitalerhöhung durch die Wall Street?

Die Deutsche Bank steckt derzeit mitten im Verhandlungspoker mit den amerikanischen Behörden, um eine 14-Milliarden-Dollar-Strafe im Streit um faule Hypothekenpapiere noch zu drücken. Spekulationen über einen Verkauf der Vermögensverwaltung war Deutsche-Bank-Chef John Cryan erst Mitte September entgegengetreten. In einem Brief an die Mitarbeiter erklärte Cryan, „die Deutsche Asset Management ist und bleibt ein essenzieller Bestandteil unseres Geschäftsmodells.“

Außerdem soll die Deutsche Bank sowohl mit amerikanischen Banken als auch mit deutschen Konzernen über eine Kapitalerhöhung sprechen. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstagabend berichtete, bieten Banken von der Wall Street der Deutschen Bank bis zu fünf Milliarden Euro Hilfe an. Dem Handelsblatt zufolge sind auch Vertreter mehrerer Dax-Konzerne in Gesprächen mit der Deutschen Bank über einen Rettungsplan. Eine Sprecherin der Deutschen Bank wollte die beiden Berichte nicht kommentieren.

Berlin verhandelt mit Washington

Unterdessen wurde ebenfalls bekannt, dass die Strafzahlung gegen die Deutsche Bank nun offenbar auch auf Regierungsebene zum Thema zwischen Berlin und Washington wird. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters und beruft sich auf Berliner Regierungskreise, die diese „diskreten“ Gespräche erstmals bestätigen.

Zwar stehe das Thema Deutsche Bank beim laufenden Gipfel des Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht auf der Tagesordnung von Finanzminister Schäuble und seinem amerikanischen Amtskollegen, doch bestehe dazu „auf allen Ebenen“ Austausch zwischen Berlin und Washington.

Die vom amerikanischen Justizministerium angedrohte Strafe in Höhe von 14 Milliarden Dollar würde die von der Deutschen Bank zu diesem Zweck gebildeten Rücklagen deutlich übersteigen. Die Aktie der größten deutschen Bank befindet sich ohnehin auf Talfahrt. Gerüchte über Notfallpläne der Bundesregierung für eine Rettung der Deutschen Bank beschleunigten diese in der vergangenen Woche zusätzlich. Das Finanzministerium dementierte solche Pläne jedoch.

Gerüchte über staatliche Hilfen

Staatliche Kapitalspritzen für die Deutsche Bank dürften politisch für erheblichen Wirbel sorgen. Während der Finanzkrise brüstete sich Josef Ackermann, damaliger Chef des Bankhauses, noch damit, nicht auf staatliche Hilfe angewiesen zu sein. Sollte nun doch die Regierung mit Steuermitteln für das Bankhaus haften, würde dies den Druck auf die Regierungsparteien wohl noch verstärken.

Auch wenn Unionspolitiker staatliche Hilfen für die Deutsche Bank bereits ausgeschlossen haben und Sigmar Gabriel das „Spekulantentum“ der Bank scharf verurteilte: An einer Rettung der Bank führt im Ernstfall wohl kaum ein Weg vorbei. Der angesehene Bonner Ökonom Martin Hellwig forderte im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung dann sogar eine staatliche Übernahme.

Neuer Chefermittler im Justizministerium

Einerseits dürften die Chancen für eine Strafminderung gut stehen. Anders als im Fall Volkswagen, in dem amerikanische Behörden ebenfalls saftige Strafen verhängten, haben die Amerikaner ein starkes Interesse an der Stabilität der Deutschen Bank. Der IWF bezeichnete die Bank im Sommer aufgrund ihrer finanziellen Schieflage und großen internationalen Verflechtung als die „gefährlichste Bank der Welt“. Eine Pleite der Deutschen Bank könnte also auch die New Yorker Wall Street betreffen.

Andererseits hat sich der neue Chefermittler Bill Baer auf die Fahnen geschrieben, die Finanzwelt wegen ihrer Entgleisungen streng zu behandeln. Da könnte der Fall Deutsche Bank gelegen kommen, um ein Exempel zu statuieren.

Wie stark sich die Krise der größten deutschen Bank tatsächlich ausweitet, bleibt abzuwarten. Der haushaltspolitische Sprecher der SPD, Johannes Kahrs, bezeichnete die Debatte als „überhitzt“ und vermutet, dass die amerikanische Strafe geringer ausfallen wird. Dies dürfte dem Bankhaus Luft zum Atmen verschaffen, um Eigenkapital aufzubauen, sich giftiger Papiere zu entledigen und das Geschäftsmodell auszutarieren. Bezüglich letzterem gab es auch schon Überlegungen, die Deutsche Bank mit der Commerzbank zu einer Art deutschen “Superbank“ zu fusionieren.


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