Laut Berichten von Lokalzeitungen wandten sich die Eltern des Kindes zunächst direkt an den mutmaßlichen Täter. Dessen Ehefrau habe sie aber abgewimmelt und behauptet, das Mädchen habe ihren Mann "verführt".
Die Eltern wandten sich daraufhin an den Gemeinderat. In Santiago Quetzalapa gab es in der Vergangenheit mehrere Fälle von Missbrauch. Nur selten allerdings wurden dabei staatliche Behörden in Kenntnis gesetzt, so gut wie nie wurde offiziell Anzeige erstattet.
Der Grund: Es ist Usus in einigen indigenen Gemeinden, dass intern über solche Fälle entschieden wird. Das Selbstverwaltungssystem der "usos y costumbres", der "Sitten und Gebräuche", soll indigene Traditionen schützen, hat aber den Nachteil, dass lokale Anführer aus Unkenntnis der Sachlage oder unter totaler Missachtung nationaler Gesetze "Recht" sprechen. Und dabei nicht selten Menschenrechte verletzen.
"Bei sexueller Gewalt werden sehr viele Fälle mit einer Flasche Schnaps gelöst", sagte Graciela Zabaleta, Leiterin des Mahatma Gandhi Menschenrechtszentrums in Tuxtepec, dem "Guardian". So ähnlich ist es auch im Fall des missbrauchten Mädchens geschehen. Der Gemeindevertreter Damián Albino Sánchez entschied: Der Geistliche soll eine "Kompensation" in Form von zwei Kisten Bier an den Vater des Kindes zahlen.
Menschenrechtler zeigten sich empört. Erst als Lokalmedien auf den Fall aufmerksam wurden, kam es am Freitag zur Festnahme des Ex-Pastors wegen Verdachts der schweren Vergewaltigung.
Frauenrechtlerin Zabaleta schöpft Hoffnung, dass sich die Dinge zum Besseren wenden könnten. "Als ich vor 25 Jahren anfing, wurden Mädchen für ein Stück Land, einen Esel oder Geld verschachert", sagt sie. "Die Dinge haben sich verbessert."
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