Wo bei einem Fahrrad der Lenker ist, sind an ihren Ergometern kleine Pulte mit Bücherstützen angebracht. So können sie im Lehrbuch lesen und mitschreiben. Sie treten langsam, gerade genug, um den Puls ein wenig zu erhöhen. Rund 100 Herzschläge pro Minute sind das Ziel, Strampeln und Schwitzen sollen die Kinder nicht.
"In der Regel sind die kognitiven Fähigkeiten eingeschränkt, wenn ich eine weitere motorische Aufgabe machen soll", erklärt Leif Johannsen, Psychologe am Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft der Technischen Universität München (TUM). Er hat selbst Versuche durchgeführt, bei denen Probanden auf einem Ergometer kognitive Aufgaben lösen sollten. und ist sich sicher, dass in der Aschaffenburger Ergometer-Klasse die positiven Effekte überwiegen. "Durch die körperliche Aktivität wird das allgemeine Erregungsniveau hochgefahren." Daher liege es nahe, dass sich Schüler auf einem Ergometer häufiger meldeten und aufmerksamer seien.
"Stillsitzen ist Quatsch"
"Die Aufforderung, in der Schule still zu sitzen, ist eigentlich Quatsch", resümiert der Neurowissenschaftler. Die Idee der Ergometer-Klasse stammt aus Österreich: Der Wiener Sportwissenschaftler und Gymnasiallehrer Martin Jorde initiierte die erste Klasse 2007 an einem Wiener Gymnasium. Er stellte bei seinen Schülern positive Veränderungen in der Fitness, aber auch in Noten und Sozialverhalten fest. Auch Johannsen bestätigt: "In Studien sieht man, dass fittere Kinder langfristig auch bessere Schulnoten haben."
"Wenn man sich bewegt, wird das Herz-Kreislauf-System angeregt", erklärt Tobias Bauer, der am Friedrich-Dessauer-Gymnasium den Fachbereich Sport leitet. Dadurch werde mehr Blut ins Gehirn gepumpt und die Konzentration gesteigert. Bauer hat die Ergometer-Klasse nach Aschaffenburg geholt. Zusammen mit 15 Oberstufenschülern organisierte er die Umsetzung des Projekts in der 5a.
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