Roms Bürgermeister Marino will überraschend doch im Amt bleiben

  30 Oktober 2015    Gelesen: 550
Roms Bürgermeister Marino will überraschend doch im Amt bleiben
Drei Wochen nach seiner Rücktrittsankündigung hat es sich Roms Bürgermeister Ignazio Marino noch einmal anders überlegt: Marino habe seinen Rücktritt schriftlich zurückgezogen, teilte die Verwaltung der italienischen Hauptstadt mit. Marino stieß damit viele Parteifreunde von der Demokratischen Partei (PD) vor den Kopf, die sich auf seinen Abgang verlassen hatten.
Marino machte von der gesetzlich garantierten Möglichkeit Gebrauch, seine Entscheidung noch einmal zu überdenken. Dies kam offenbar selbst für sein Umfeld überraschend. Marinos Stellvertreter Marco Causi unterzeichnete kurz nach dessen Ankündigung seinerseits eine Rücktrittserklärung, ebenso wie die Chefs großer Verwaltungsabteilungen der Stadt Rom.

Der Ex-Chirurg Marino, dessen Amtszeit bis 2018 läuft, war unter anderem wegen Spesenabrechnungen in die Kritik geraten. Bei seiner Rücktrittsankündigung Anfang Oktober hatte er mitgeteilt, die politischen Bedingungen zur Fortführung des Amts seien nicht gegeben, er habe den Rückhalt in der PD verloren.

PD-Präsident Matteo Orfini, der in der Partei zugleich die Zuständigkeit für die Hauptstadt hat, berief am Nachmittag die PD-Vertreter im Stadtrat ein. Laut Medienberichten erklärten die 19 PD-Stadträte, sie würden kollektiv zurücktreten, falls Marino tatsächlich im Amt bleiben wolle. PD-Vizepräsident Matteo Ricci sprach von einem "unverantwortlichen Verhalten" Marinos gegenüber der Stadt. Es gibt insgesamt 48 Stadträte, unter denen sich offensichtlich keine Mehrheit für Marino finden würde.
Bei den umstrittenen Spesenabrechnungen ging es um Ausgaben in Höhe von 20.000 Euro. Der Bürgermeister sprach von Geschäftsessen und anderen offiziellen Anlässen, mehrere Medien hingegen von privaten Treffen. Allerdings wurden in den vergangenen Monaten immer neue Affären hervorgekramt, die Marinos Ruf nachhaltig beschädigten. So wurde ihm vorgeworfen, mit seinem privaten Fiat Panda ohne die dafür erforderliche Zulassung durch das historische Zentrum von Rom gefahren zu sein. Die Bevölkerung von Rom ist zunehmend verärgert über die Verspätungen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln und die mangelnde Sauberkeit auf den Straßen.

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