Al-Bakr kehrte zu Wohnung zurück - und war nicht alleine

  12 Oktober 2016    Gelesen: 2279
Al-Bakr kehrte zu Wohnung zurück - und war nicht alleine
Die Polizei fahndete bereits mit Hochdruck nach Dschaber al-Bakr. Der Terrorverdächtige besuchte derweil seine alte Wohnung und klingelte dort bei seinem Ex-Nachbar. Die Beamten reagierten zu spät.
Michael Hinrichs wirkt erleichtert. Der Terrorverdächtige Dschaber al-Bakr war im letzten Jahr für ein paar Monate sein Nachbar in der kleinen sächsischen Stadt Eilenburg gewesen.

Zwar war er vor etwa einem Jahr ausgezogen – doch in der Nacht zu Sonntag war er zum Schrecken seiner Nachbarn noch einmal zu seiner alten Wohnung zurückgekehrt.

Und klingelte bei Michael Hinrichs und seiner Lebenspartnerin. Zu diesem Zeitpunkt fahndete die Polizei schon mit Hochdruck nach dem 22-Jährigen. Offenbar aber nicht in Eilenburg. Al-Bakr soll dabei nicht alleine gewesen sein. „Ich habe gehört, wie er im Treppenhaus geflüstert hat. Darum bin ich mir ziemlich sicher, dass da zwei Männer waren“, sagt Michael Hinrichs.

Am Morgen zuvor hatte sich der mutmaßliche Bombenbauer in Chemnitz dem Zugriff der Polizei entzogen. Erst in der Nacht zu Montag konnte der Syrer in einer Leipziger Plattenbausiedlung aufgegriffen werden. Landsmänner hatten ihn überwältigt und die Behörden alarmiert.

Gegen 22 Uhr habe sein Stiefsohn Oliver K., der im selben Haus wohnt, einen Anruf von der Polizei erhalten. Ein Beamter habe ihm geraten, nicht die Wohnungstür zu öffnen, falls es bei ihm klingeln sollte, erinnert sich Hinrichs. Doch als es kurze Zeit später wirklich klingelte, war es nicht bei Oliver K., sondern an der Wohnungstür von Hinrichs und seiner Lebensgefährtin.

Die Polizei kam viel zu spät

Al-Bakrs kleine Wohnung im Erdgeschoss wurde schon vor einiger Zeit vom Hausmeister ausgeräumt. Auch das Schloss wurde ausgetauscht, weiß Hinrichs. Vermutlich kam er noch mit einem alten Schlüssel in das Haus. „Als ich die Fahndungsaufrufe im Internet sah, wusste ich sofort, dass das unser Nachbar war“, so Hinrichs. Auch wenn er eher unauffällig wirkte, sei er ihm dennoch merkwürdig vorgekommen. „Mit dem stimmte was nicht, das habe ich gleich gemerkt.“ Oft habe er die Nähe zu seiner Frau gesucht, sagt Hinrichs.

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Die Tür geöffnet haben die beiden nicht, stattdessen rief seine Lebenspartnerin die Polizei. Erst nach einer Stunde seien die Beamten vor Ort gewesen, erzählt Hinrichs. Da war der Gesuchte längst wieder weg. Ein Auto hat Hinrichs nicht gehört. Möglich, dass er dann einen Zug nach Leipzig genommen hat, so Hinrichs. Zum Bahnhof sind es von dem Mehrfamilienhaus etwa 15 Minuten Fußmarsch. Wie er den Ermittlern ein zweites Mal entkommen konnte, bleibt weiterhin rätselhaft.

Mittlerweile hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Sie hat das Bundeskriminalamt (BKA) aufgefordert, gemeinsam mit der sächsischen Polizei die Hintergründe des vermutlich geplanten Sprengstoffanschlags aufzuklären.

Quelle : welt.de

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