Am Vormittag hatte der Autokonzern bekannt gegeben, dass er wegen seiner Milliarden-Rückstellung für den bevorstehenden Massenrückruf zwischen Juli und September tief in die Verlustzone geraten ist. Auch für das Gesamtjahr rechnet Volkswagen wegen der Kosten des Skandals nun mit einem deutlich niedrigeren Gewinn als im Vorjahr.
Vor Steuern und Zinsen verbuchte der Autokonzern nach den nun vorgelegten Daten im vergangenen Quartal einen Fehlbetrag von 3,48 Milliarden Euro, nachdem das Unternehmen im Vorjahreszeitraum noch einen operativen Gewinn von 3,23 Milliarden Euro erwirtschaftet hatte. Damit fiel das Ergebnis noch etwas schlechter aus, als von Experten ohnehin erwartet. Auch unter dem Strich ist das Quartalsergebnis mit minus 1,7 Milliarden Euro tiefrot.
Nicht mehr nur "schneller, höher, weiter"
Höchste Priorität genießt laut Müller Plan die Hilfe für Besitzer manipulierter Diesel-Autos, sagte der Manager per Mitteilung. Die ersten Rückrufe sollen im Januar 2016 starten. Punkt zwei des Plans soll die Aufklärung der Manipulationen sein. "Wir müssen die Wahrheit herausfinden und daraus lernen", erklärte Müller. An dritter Stelle folge der Konzernumbau und das Sparprogramm.
"Der Kernpunkt ist: Unser Konzern wird künftig dezentraler geführt", sagte Müller und wiederholte damit Pläne, die VW bereits bekanntgegeben hatte. Marken und Regionen sollen eigenständiger agieren können. Zudem komme die Gewinnkraft aller gut 300 Fahrzeugmodelle auf den Prüfstand.
Punkt vier sollen die Arbeitsatmosphäre und das Führungsverständnis im Unternehmen sein. Müller betonte: "Wir brauchen eine Kultur der Offenheit und der Kooperation." Er forderte im kollegialen Umgang miteinander zudem mehr Mut, mehr Kreativität und auch mehr Unternehmertum. An fünfter Stelle verwies Müller Vorstandsvorsitzende auf den Ausbau der bisherigen Ziele für das Jahr 2018. Sie sollen zur "Strategie 2025" werden.
Abschied von der Winterkorn-Maxime
"Dem `Höher, Schneller, Weiter` wurde vieles untergeordnet, vor allem die Umsatzrendite", sagte Müller mit Blick auf die Rivalen Toyota und General Motors. Wichtiger als 100.000 Fahrzeuge mehr oder weniger als die Konkurrenz zu verkaufen, sei "qualitatives Wachstum".
Viele konkrete Entscheidungen bleiben aber zunächst offen. Die geplante Neuorganisation in den USA legt der Konzern einem Bericht zufolge dagegen auf Eis, solange nicht klar ist, ob Dieselautos dort nach dem Skandal überhaupt noch eine Chance haben. Das VW-Management will zunächst versuchen, mit Behörden und Klägern eine Einigung über drohende Straf- und Schadensersatzzahlungen zu erreichen.
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