Macron will in den Élysée-Palast

  09 November 2016    Gelesen: 530
Macron will in den Élysée-Palast
François Hollande wird wohl endgültig zum Auslaufmodell. Sein ehemaliger Wirtschaftsminister Macron will um das französische Präsidentenamt kämpfen. Damit brüskiert der Parteilose die Sozialisten noch mehr.
Emmanuel Macron hat bereits im Vorfeld für Klarheit gesorgt: "Die Ehrlichkeit verpflichtet mich, Ihnen zu sagen, dass ich kein Sozialist bin", äußerte der ehemalige Investmentbanker im Spätsommer vor Journalisten. Seine Parteimitgliedschaft bei den Roten hatte er bereits 2009 ausgesetzt. Er verstehe sich aber als politisch links, betonte der 38-Jährige.

Nun will der ehemalige Wirtschaftsminister von Staatspräsident François Hollande seinen ehemaligen Gönner noch stärker in Bedrängnis bringen und selbst für das höchste französische Staatsamt kandidieren. So verlautet es jedenfalls in Paris. Macron, der sich selbst mehr als Sozialdemokrat denn als Sozialist versteht, bringt die Regierungspartei damit kräftig in die Bredouille. Dabei werden Amtsinhaber Hollande kaum Chancen für die Wiederwahl eingeräumt, überhaupt ist es unklar, ob der glücklose Präsident aufgrund seiner desolaten Umfragewerte noch einmal antritt. Premierminister Manuel Valls, der sich selbst als Reformer sieht und auch mit dem Einzug in den Élysée-Palast liebäugelt, wird Macrons Ambitionen dagegen grimmig verfolgen.

Macron war in der kurzen Zeit seiner Amtszeit als Wirtschaftsminister der beliebteste Politiker der Regierung, der aufgrund seiner Reformpläne vor allem dem linken Flügel der Sozialisten suspekt war. Sein Amtsvorgänger Arnaud Montebourg bezeichnete ihn als den "stets frisch gekämmten Labrador Hollandes, der hinter den Gardinen des Élysée-Palasts" säße. Macron plante Steuererleichterungen für Unternehmen und wollte an die 35-Stunden-Woche, den Kündigungsschutz und den Mindestlohn ran. Er ertrug es dann auch nicht, dass die Sozialisten sein Reformwerk ("Loi Macron") fast bis zur Unkenntlichkeit verwässerten. Mit den linken Gewerkschaften lag der ehemalige Rothschild-Banker ohnehin über Kreuz.

Linker Hoffnungsträger

Macron erwies sich als unbeugsam und schied Ende August 2016 im Unfrieden aus dem Amt. Er kam wohl auch einem Rauswurf durch Hollande zuvor. Seitdem wird er als möglicher Präsidentschaftskandidat gehandelt - mit der von ihm gegründeten Bewegung "En marche!" im Rücken.

Einerseits wäre Macrons Kandidatur ein schwerer Schlag für die ohnehin abgewirtschafteten Sozialisten. Andererseits bietet sie auch die Chance, dass Frankreich bei der Präsidentenwahl im kommenden Jahr nicht automatisch nach rechts abdriftet. Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, der mit Alain Juppé um die Kandidatur bei den Konservativen kämpft, versucht bereits, mit populistischen Sprüchen der Front-National-Kandidatin Marine Le Pen das Wasser abzugraben. Da kann eine kräftige Stimme aus dem linksliberalen Lager dem bevorstehenden Wahlkampf nur guttun.

Im Élysée herrscht bereits seit geraumer Zeit Präsidentendämmerung. Für François Hollande wird es endlich Zeit, der Grande Nation zu erklären, auf eine zweite Amtszeit zu verzichten.

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