Früherer SED-Funktionär Schabowski tot

  02 November 2015    Gelesen: 461
Früherer SED-Funktionär Schabowski tot
Der frühere SED-Funktionär Günter Schabowski ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Bundespräsident Joachim Gauck kondolierte seiner Witwe Irina, wie das Bundespräsidialamt mitteilte. "Er war wohl das einzige Mitglied des SED-Führungszirkels, das zu radikaler Umkehr und auch zur Anerkennung eigener Schuld bereit und fähig war", schrieb Gauck demnach.
Das frühere Mitglied des SED-Politbüros Schabowski hatte auf einer Pressekonferenz am 9. November 1989 die Öffnung der Grenzen der DDR bekanntgegeben und damit Geschichte geschrieben. Nach der Wende sagte er sich anders als die meisten seiner früheren Weggefährten von der sozialistischen Idee los und bewertete die Idee als "missglückten Versuch".

Seine Erinnerungen an Schabowski seien "zwiespältig", erklärte Gauck laut Bundespräsidialamt in seinem Kondolenzschreiben. Der frühere SED-Funktionär sei Jahrzehnte lang "eine Führungsfigur im Kreis meiner Unterdrücker" gewesen. Er habe sich aber "auf den Weg einer zwar späten, aber ungeheuer intensiven Aufarbeitung auch der eigenen Rolle in einem menschenverachtenden Zwangsbeglückungssystem begeben", führte der Bundespräsident aus. Schabowski sei für ihn "ein wichtiger Gesprächspartner und Mahner" gewesen.

Gaucks eigener Lebensweg wurde durch die massive Einschränkung von Freiheit in der DDR und durch die Machenschaften der Stasi geprägt. Als evangelischer Pfarrer musste er mit ansehen, wie der Geheimdienst einige junge Leute aus seiner Rostocker Kirchengemeinde monatelang ins Gefängnis steckte, nur weil sie regimekritische Parolen an eine Wand gesprüht hatten. In der Wendezeit und danach widmete er sich ganz der Aufarbeitung des Stasi-Erbes.

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