Seine Erinnerungen an Schabowski seien "zwiespältig", erklärte Gauck laut Bundespräsidialamt in seinem Kondolenzschreiben. Der frühere SED-Funktionär sei Jahrzehnte lang "eine Führungsfigur im Kreis meiner Unterdrücker" gewesen. Er habe sich aber "auf den Weg einer zwar späten, aber ungeheuer intensiven Aufarbeitung auch der eigenen Rolle in einem menschenverachtenden Zwangsbeglückungssystem begeben", führte der Bundespräsident aus. Schabowski sei für ihn "ein wichtiger Gesprächspartner und Mahner" gewesen.
Gaucks eigener Lebensweg wurde durch die massive Einschränkung von Freiheit in der DDR und durch die Machenschaften der Stasi geprägt. Als evangelischer Pfarrer musste er mit ansehen, wie der Geheimdienst einige junge Leute aus seiner Rostocker Kirchengemeinde monatelang ins Gefängnis steckte, nur weil sie regimekritische Parolen an eine Wand gesprüht hatten. In der Wendezeit und danach widmete er sich ganz der Aufarbeitung des Stasi-Erbes.
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