Beide Persönlichkeiten hatte der Papst kurz nach seiner Amtsübernahme mit einer höchst delikaten Aufgabe betraut und den Priester sogar zum Chef der nur achtköpfigen Untersuchungskommission gemacht: Sie sollten die Finanzen des Vatikan von oben bis unten durchforsten. Die bildhübsche - politically incorrect gesagt - Managerin, einzige Frau dabei, war geradezu das Bild des Wechsels im Vatikan. Franziskus sagte damals: "Wenn wir schon nicht das Geld der Gläubigen ordentlich verwalten können, wie sollen wir dann die Seelen retten?"
Jetzt juchzen die Konservativen. Ein böser Rückschlag für den Papst, denn die beiden sollen eben gerade in dessen Auftrag erforschten Interna an zwei externe Journalisten weiter gegeben haben. Der eine schreibt für die linke kirchenkritische Zeitschrift "Espresso", der andere für die Berlusconi-Zeitung "Il Giornale".
Der Mann des Opus Dei sitzt derweil noch in der Arrestzelle des Vatikans, dort saß schon der ebenso untreue Diener von Papst Benedikt ein, Paolo Gabriele, auch wegen Geheimnisverrat. Ein richtiges Gefängnis hat der Papst ja gar nicht mehr, seit dem Ende des Kirchenstaates. Vorher war die Engelsburg der päpstliche Kerker und auch der Richtplatz zum Vollzug der Todesstrafe. Die droht den beiden natürlich nicht, höchstens das Verbot, den Vatikan wieder zu betreten. Francesca mit dem schön katholischen zweiten Vornamen "die Unbefleckte" hat dem Papst den denkbar schlechtesten Dienst erwiesen.
Geldwäsche, Betrug und Verschwendung
Die Enthüllungen, die beide weiter gereicht haben dürften, betreffen die enorme Geldverschwendung im Vatikan. Um eben diese abzustellen, hatte Papst Franziskus die beiden aber eingestellt. Sie sollten ihn vertraulich beraten, wie man Geldwäsche, Betrug und Verschwendung ein Ende machen könne. Die Kommission hatte ihren - geheimen - Bericht verfasst in dessen Folge über 1000 Konten bei der Vatikanbank geschlossen wurden. Über diese war sehr wahrscheinlich Geldwäsche organisiert worden.
Die gute Francesca, sie betätigte sich auch als PR-Agentin für internationale Finanzberatungsfirmen, hatte einen Hang zur Selbstdarstellung, das begriff der Papst schnell, aber wohl zu spät: Am 27. April 2014, nur neun Monate nach der Auftragsvergabe an sie, organisierte sie am Tag der Papst-Doppel-Heiligsprechung von Johannes Paul II. und Johannes XXIII. ein echtes VIP-Event auf dem Dach der Wirtschaftspräfektur des Vatikan. Kostenpunkt: 18.000 Euro. Mit Prosecco und Lachsbrötchen vom Dach durften hunderte VIP`s auf fier Heiligen anstoßen, ohne dabei mit dem einfachen Gläubigen-Volk unten auf dem Platz gemein zu werden.
Als Papst Franziskus das mitbekam, soll er "getobt" haben. Die Chaouqui war draußen, der Opus-Die-Mann kaltgestellt. Aber da hatten die beiden schon alle Infos an Land gezogen.
Erwischt worden sollen sie nun sein, weil sie sogar versucht haben, Dienstcomputer aus der Wirtschaftspräfektur zu entwenden.
Gerüchte werden gezielt gestreut
Die Häme im Vatikan ist deutlich zu spüren. "Bedenken wir doch, Zweidrittel der Vatikan-Monsignore sind gegen diesen Papst", erklärt Raffaele Luise, einer der dienstältesten Vatikan-Journalisten und enger Freund des Reformer-Kardinals Walter Kasper. "Die haben nur auf die Gelegenheit gewartet." Die Konservativen sagen: der Papst selber schädige die Kirche, indem er ihren "Feinden" die Geheimnisse des Vatikan quasi frei Haus liefere.
Als Aufräumer der Augiasställe im Vatikan angetreten, muss sich Papst Franziskus nun vorwerfen lassen, die Skandale vertuschen zu wollen. Er sitzt dabei zwischen allen Stühlen. Einerseits muss er aufräumen, aber möglichst ohne die Schmutzwäsche in aller Öffentlichkeit zu waschen. "Diesem Mann kann man den Vatikan nicht anvertrauen", sagen die Konservativen ganz offen. Er schaffe nicht nur die Sünde der Ehescheidung ab, toleriere die Homo-Ehe, nein, er könne nicht einmal die intimsten Geheimnisse der Kirche wahren - die ums Geld. Gezielt werden in Rom sogar Gerüchte gestreut, Franziskus sei krank, er habe einen Gehirntumor.
Der Hintergrund: Wer wird sich schon auf die Seite eines Papstes stellen, der bald das Zeitliche segnet? Eben, genau: Niemand. Auch so kann man verbrannte Erde um den Papst herum schaffen. Dem Papst bleibt nur ein Ausweg: Die Reformen noch schneller auf den Weg zu bringen, die Schaltstellen im Vatikan mit Leuten neu zu besetzen, die dem katholischen Frontmann nicht "treu" sind, sondern dieselbe Vision einer "armen Kirche" verfolgen, die Reform an Haupt und Gliedern unumkehrbar machen.
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