Wer jetzt schnieft, hat vermutlich keine Grippe
Bei einer Erkältung verschlechtert sich der Zustand allmählich, Fieber hat man meist nicht. Betroffene fühlen sich schlapp, haben aber häufig noch Appetit und werden neben Husten und Schnupfen nur zum Teil von Kopfweh oder Gliederschmerz geplagt.
Eine Grippe setzt dagegen sehr schnell ein, Erkrankte haben Fieber - zum Teil bis zu 41 Grad. Sie fühlen sich stark abgeschlagen, schwach, haben keinen Appetit mehr. Nicht nur die Kopfschmerzen sind stark, sondern der gesamte Körper wird von Gelenk- und Muskelschmerz geplagt.
Wer zurzeit hustet und schnieft, habe in der Regel Erkältungsviren aufgeschnappt, sagt Silke Buda, Expertin des Robert Koch-Instituts (RKI). Es gebe zwar die ersten Nachweise von Influenza-Viren, den Grippe-Erregern. Eine erhöhte Grippe-Aktivität sei aber noch nirgendwo in Europa zu beobachten. "Wir sind noch ganz am Anfang. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um sich impfen zu lassen", betont Buda.
Keine Vorhersage zur Grippesaison möglich
Wie schwer die bevorstehende Grippesaison ausfällt, lässt sich nicht vorhersagen. Die vergangene verlief relativ moderat ab, nachdem es im Winter 2014/15 viele Deutsche heftig erwischt hatte. In den vergangenen Jahren begann die Grippewelle meist nach dem Jahreswechsel und erreichte ihren Höhepunkt zwischen Mitte Februar und Ende März.
Grippe-Impfstoffe sind von Jahr zu Jahr unterschiedlich zusammengesetzt, weil sich die kursierenden Viren ständig verändern. Deshalb muss die Influenza-Schutzimpfung jedes Jahr aufgefrischt werden. Die Vakzine für die Saison 2016/2017 unterscheiden sich in zwei der drei Komponenten von denen der vorigen Saison, sagt Buda.
Beibehalten wurde jeweils der Stamm für die Schweinegrippe H1N1, der im vergangenen Jahr relativ viel kursierte. Aktualisiert wurde der Stamm für H3N2, der zuletzt auf der Südhalbkugel präsent war, wie Buda sagte. Erfahrungsgemäß hätten ältere Menschen in Jahren, in denen H3N2 kursiere, ein höheres Risiko für einen schwereren Krankheitsverlauf.
Häufig Hände waschen
Die Empfehlung zur Impfstoffzusammensetzung kommt von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Hinweise werden stets Monate vor Beginn der Grippesaison an die Impfstoffhersteller herausgegeben, da die Produktion einige Zeit benötigt. Weil sich die Viren in der Zeit noch verändern können, sind sie aber manchmal nicht passgenau.
Im vergangenen Winter war die Schutzwirkung der Impfung "niedrig bis moderat", bilanzierte das RKI im Herbst. In anderen Jahren war die Effektivität meist höher.
Die Grippeschutzimpfung bleibt nach RKI-Angaben das wichtigste Mittel, um einer Grippeerkrankung vorzubeugen, auch wenn sie keinen hundertprozentigen Schutz bietet. Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen empfiehlt Buda, Abstand von Erkrankten zu halten und häufig die Hände zu waschen. Das schützt übrigens auch vor Erkältungen.
Quelle : spiegel.de