Zwei Wochen zuvor deutete der US-Verteidigungsminister Ash Carter an, dass die US-unterstützten Operationen zur Rückeroberung von Rakka in den „nächsten Wochen“ beginnen werde. General Stephen Townsend, der kommandierende General der Operation „Inherent Resolve“, sagte, es sei „dringlich“, dass der IS aus Rakka vertrieben werde, um die wachsende Terrorgefahr gegen den Westen zu vermindern. Es ist aber auch deshalb wichtig, um die laufenden Operationen zur Befreiung von Mosul im Irak zu unterstützen.
General Townsend erklärte, „unsere Geheimdienstinformationen sagen uns, dass es bemerkenswerte Vorbereitungen für Angriffe im Ausland gibt“, die von Rakka ausgehen. Diese Aussagen stehen im krassen Widerspruch mit der türkischen Haltung und dem türkischen Kampf gegen Terrorismus. Die Aussagen von Townsend fielen nur kurz, nachdem Ankara die Teilnahme des syrischen Ablegers der kurdischen PKK, die als terroristisch eingestuft wird, an der Befreiungsoffensive von Rakka abgelehnt hat.
Nach der anfänglichen Erklärung von Carter ruderten US-Beamte wieder zurück. Sie nahmen Stellungnahmen über eine unmittelbar bevorstehende Operation zurück. US-Vertreter begannen, sich mit der türkischen Regierung auszutauschen über die Offensive. Die Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) begannen am vierten November vorsichtig mit der Einkreisung Rakkas. Diese Initiative wird von Luftkräften der Anti-IS-Koalition von der türkischen Militärbasis Incirlik unterstützt. Daraufhin äußerte der US-Militärsprecher in Bagdad, John Dorrian, dass es voraussichtlich eine gewisse Zeit dauern werde, bis die SDF Rakka tatsächlich erreicht. Diese Aussage kam nur kurze Zeit, nachdem Dunford sagte, dass die Türkei eine bedeutende Rolle in der Rakka-Operation spielen werde.
Das neue Gefühl der Dringlichkeit in den USA, auf Rakka vordringen zu wollen, geht offiziell auf die Angst des Westens vor IS-Terroranschläge zurück. De facto wird der Verlust von Rakka diese Gefahr von heute auf morgen auch nicht ändern. Im Irak konnte der IS trotz einer Offensive auf seine Hochburg in Mosul einen Angriff auf Kirkuk am 21. Oktober starten. Der Angriff symbolisiert den Willen und die Fähigkeit der Gruppe, weiterhin in der Arena um Einfluss in der Region mitspielen zu wollen.
Die SDF besteht mehrheitlich aus kurdischen Kämpfern der YPG, dem bewaffneten Arm der PYD. Diese Organisation ist eng mit der PKK verbunden, die als terroristische Vereinigung in der Türkei gelistet wird. Obwohl die USA eifrig versuchten, arabische Kämpfer in die SDF zu locken, blieb die Organisation mehrheitlich kurdisch und YPG-nah. Der Konflikt zwischen der SDF und der Türkei-unterstützten Freien Syrischen Armee (FSA) um die IS-Hochburg al-Bab ist Ausdruck der Rivalität und divergierenden Interessen der Gruppen. Beide, die SDF und FSA, versuchen diese Stadt einzunehmen.
Die Stadt ist strategisch für alle beteiligten Akteure wichtig, einschließlich FSA, SDF, IS und die Türkei. Für die Türkei und SDF ist al-Bab deshalb wichtig, weil die Stadt der Scheideweg zur Erreichung eines einheitlichen kurdischen Gebiets zwischen den Kantonen, Efrin im Westen und Kobani sowie Qamischlo im Westen des Landes, darstellt. Nach der Eroberung von Dabik richtete die „Euphrat Schild“-Operation der FSA und Türkei ihren Fokus auf al-Bab. Unter diesem Eindruck rückte auch die SDF auf al-Bab vor und wurden erstmals am 21. Oktober von der Türkei mit Artillerie und Luftwaffe angegriffen.
Ein US-Beamter, der anonym gegenüber den Washington Post im Oktober sprach, äußerte, die USA unterhalten „Kontakte und Einfluss über aller Akteure in Nordsyrien. Aber wir haben keine perfekte Kontrolle“. Das richtet sich vor allem an die kurdische PYD/YPG, die auch mit der al-Assad-Regierung kooperiert. Das sollte die US-Regierung beim Ausarbeiten von Plänen berücksichtigen. Es ist von zentraler Bedeutung, dass die Freie Syrische Armee als loyale Kraft weiter ausgearbeitet wird, um als Gegengewicht zur YPG und islamistischen Rebellen im Kampf gegen den IS agieren zu können.
Quelle:eurasianews
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