Rebellen verhandeln mit Russland

  03 Dezember 2016    Gelesen: 579
Rebellen verhandeln mit Russland
Der Fall der letzten Rebellengebiete in Aleppo scheint kurz bevorzustehen. Auch andernorts rücken die Truppen des Regime vor. Alle internationalen Vermittlungsbemühungen sind gescheitert, die Rebellen verhandeln mit der Schutzmacht ihres Erzfeinds.
Während sich die humanitäre Lage in Aleppo weiter zuspitzt, haben syrische Rebellenvertreter einem Bericht zufolge Verhandlungen mit Russland aufgenommen. Russlands massive Militärhilfe war mit entscheidend für die militärischen Erfolge des Regimes von Baschar al-Assad gegen die Opposition. Auch mehr als ein Drittel des lange von den Rebellen beherrschten Ostens Aleppos konnte die Armee in der vergangenen Woche unter ihrer Kontrolle bringen. Laut der UN und Hilfsorganisationen sind dabei zahlreiche Zivilisten getötet worden, zehntausende Menschen wurden in die Flucht getrieben.

Internationale Appelle für eine Feuerpause wurden von Russland und der syrische Regierung zurückgewiesen. Vor dem Hintergrund des Regierungsvormarsches und dem Scheitern aller Vermittlungsbemühungen durch die UN seien nun die Rebellen in Gespräche mit der russischen Regierung über eine Lösung für den seit rund fünf Jahre andauernden Bürgerkrieg eingetreten. Das berichtet die "Financial Times" unter Berufung auf mehrere syrische Oppositionsvertreter. Vermittelt habe die Verhandlungen die türkische Regierung, die die Rebellen lange unterstützt, ihre Hilfe im Zuge der jüngsten Annäherung an Moskau aber deutlich zurückgefahren hatte. Weder Vertreter der UN noch der USA seien in die Gespräche involviert.

USA verlieren Einfluss

Konkrete Ergebnisse hätten die Gespräche bisher nicht ergeben. Ziel sei zunächst, die Lage in Aleppo "zu beruhigen und wichtige Güter in die Stadt zu bringen", sagte ein Rebellenkommandeur der "Financial Times". "Selbst wenn nur ein einziger Sack Reis reinkäme. Derzeit wird alles gebraucht, vom Treibstoff bis Medizin."

Auch wenn ein Durchbruch bei den Verhandlungen in Sicht ist, zeigen sie laut Experten, wie Russland zum wichtigsten internationalen Akteur im Syrienkonflikt aufgestiegen ist. Die USA hätten dagegen ihren Einfluss auf das Geschehen fast vollständig verloren. "Die amerikanische Herangehensweise an diesen Konflikt sichert den USA immer weniger Einfluss zu, nicht nur im Syrien-Konflikt, sondern auch in der weiteren Region", sagte Emile Hokayem vom Internationalen Institut für Strategische Studien der "FT".

Islamisten geben Vorort von Damaskus auf

Die syrische Armee rückt unterdessen nach eigener Darstellung nicht nur in Aleppo, sondern auch in der Umgebung der Hauptstadt Damaskus weiter vor. Rund 2000 Kämpfer hätten sich in Chan al-Scheich ergeben und die Waffen niedergelegt, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.

Wie es aus Kreisen syrischer Unterhändler hieß, wurden die Kämpfer zusammen mit ihren Familien mit Bussen in die Provinz Idlib im Norden Syriens gebracht. Der Ort Chan al-Scheich liegt rund 15 Kilometer von der Hauptstadt Damaskus entfernt und war 2012 von Kämpfern des Al-Kaida-Ablegers Nusra-Front eingenommen worden, die sich inzwischen in Fatah al-Scham umbenannt hat. Bereits Anfang der Woche hatten die ersten Kämpfer die Waffen niedergelegt. Nachdem am späten Donnerstagabend die letzten Kämpfer den Ort verlassen hatten, war die syrische Armee eingerückt.

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