Donald Trump attackiert Boeing

  07 Dezember 2016    Gelesen: 819
Donald Trump attackiert Boeing
Noch ist Donald Trump nicht US-Präsident. Mit einem kurzen Ausbruch auf Twitter zeigt der Immobilienunternehmer jedoch schon jetzt, auf welchen Verhandlungsstil sich US-Unternehmen bei der Vergabe von Staatsaufträgen einstellen müssen.
Der US-Flugzeughersteller Boeing ist ins Visier des künftigen US-Präsidenten Donald Trump geraten. Obwohl der Konzern erst kürzlich den offiziellen Zuschlag für den Bau einer neuen US-Präsidentenmaschine erhalten hat, droht Trump nun mit der Stornierung des Auftrags. Bei den Vorbereitungen auf seinen Amtsantritt im Januar bekommt der designierte US-Präsident auch Einblick in die laufende Budgetplanung zum Bau der neuen "Air Force One".

"Boeing baut eine brandneue 747 Air Force One für künftige Präsidenten, aber die Kosten sind außer Kontrolle, mehr als vier Milliarden Dollar", twitterte der designierte US-Präsident. "Streicht die Order!". Beim Eintreffen im Trump Tower in New York sagte Trump Reportern: "Wir wollen, dass Boeing viel Geld verdient - aber nicht so viel Geld." Der Preis sei lächerlich. Während des Wahlkampfes flog der Milliardär mit einem eigenen Jet, den er vollmundig mit dem Schriftzug "Trump Force One" lackieren ließ.

Baukosten "Top Secret"?

Unklar blieb, ob Trump mit seinem offenbar unbedachten Tweet aus Versehen ein Staatsgeheimnis ausgeplaudert hat. Die Präsidentenmaschinen sind Sonderanfertigungen, die mit umfangreicher Spezialtechnik ausgestattet sind. Darunter befindet sich auch abgeschirmte Kommunikationselektronik, die dem Präsidenten im Ernstfall die volle Befehlsgewalt über die Streitkräfte sichern soll. Technische Details dazu sind seit jeher "Top Secret".

Das Pentagon hatte Boeing im Januar mit dem Bau der neuen "Air Force One" beauftragt. Allerdings hatte der Airbus-Rivale dabei zunächst nur einen Anfangsvertrag erhalten. Damit sollte ein Plan ausgearbeitet werden, der zeigt, wie die Maschinen im vorgesehenen Kostenrahmen allen Anforderungen entsprechen können.

Symbolträchtige Flugbereitschaft

Die US-Luftwaffe, die in den USA traditionell die Flugbereitschaft für das Staatsoberhaupt stellt, hatte angekündigt, die gegenwärtigen beiden "Air Force One"-Flugzeuge durch zwei neue 747-8 von Boeing ersetzen zu wollen. Der ursprüngliche Auftrag lief über 25,8 Millionen Dollar. Genaue Einzelheiten zu den Gesamtkosten waren bislang nicht bekannt. Die US-Luftwaffe hat zuletzt erklärt, für die beiden neuen Maschinen 1,65 Milliarden Dollar eingeplant zu haben.

Die Bezeichnung "Air Force One" bezieht sich eigentlich nur auf den Funkrufnamen, mit denen im US-Luftverkehr eine Maschine mit dem Präsidenten an Bord benannt wird. Der Name kann im Prinzip auf jedes Flugzeug übergehen, das den "Commander in Chief" transportiert. Im engeren Sinn sind damit jedoch die beiden speziell für den Präsidententransport ausgerüsteten Jumbos vom Typ 747-200B gemeint. Stationiert sind die beiden Maschinen auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews südöstlich der US-Hauptstadt Washington, D.C.

Vollausgestattete Kommandozentrale

Trump soll am 20. Januar verteidigt werden. Die neuen Jumbojets vom Typ 747-8 sollen die alternden Jumbos ablösen, die den Präsidenten seit den frühen 1990er Jahren um die Welt fliegen. Mit dem Preis für eine 747-8 aus der regulären Serienfertigung bei Boeing sind die Baukosten für die künftigen Präsidentenmaschinen nicht zu vergleichen: Die speziell ausgerüsteten Langstreckenjets beherbergen im Inneren auf drei Etagen unter anderem einen Konferenzraum, Büro-Arbeitsplätze, eine vollausgestattete Mini-Klinik samt Operationsraum, eine Präsidenten-Suite mit Bad und Schlafzimmern sowie genügend Komfort, um dem US-Präsidenten und seinem Tross aus Mitarbeitern, Begleitern und Personenschützern das Leben auf Reisen zu erleichtern.

Abgesehen von der aufwändigen Sonderausstattung in der Kabine lassen sich die Maschinen wie Militärjets in der Luft betanken. Damit lässt sich die Reichweite theoretisch nahezu unbegrenzt ausdehnen. Mit der Sonderlackierung und dem Schriftzug "United States of America" dienen die Jets als prestigeträchtiges Aushängeschild der USA. "Air Force One ist eines der wichtigsten Symbole der US-Präsidentschaft", heißt es dazu im Weißen Haus.

Militärische Sonderausstattung

Im Ernstfall verwandeln sich die Präsidentenmaschinen zu einer fliegenden Kommandobasis des US-Oberbefehlshabers. An Bord befinden sich zu diesem Zweck zahlreiche hochgeheime Systeme - darunter auch elektronisch abgesicherte Kommunikationseinrichtungen und Schutzsysteme zur Raketenabwehr. Die Integration dieser militärischen Gerätschaften in eine Rumpfkonstruktion aus ziviler Produktion dürfte den Preis erheblich nach oben treiben.

Der US-Flugzeugbauer wollte sich zunächst nicht zu den Preisvorstellungen des künftigen US-Präsidenten Trump äußern. Sollte Boeing den prestigeträchtigen Auftrag tatsächlich verlieren, wäre das in den Augen von Analysten ein empfindlicher Rückschlag. Der fragliche Trump-Tweet erreichte die Öffentlichkeit vor dem Handelsstart in New York. Dort fiel die Boeing-Aktie im vorbörslichen Handel um rund ein Prozent ins Minus. Nach dem Handelsstart erholte sich der Kurs, blieb aber weiterhin hinter dem Gesamtmarkt zurück.

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