Auffällig am neuen C3 sind nicht nur die sogenannten "Airbumps" an den Seiten, die bereits beim Cactus C4 bei den Käufern hervorragend ankamen, sondern auch eine wirklich sehr flache Frontscheibe und ein scheinbar schwebendes Dach. Der Eindruck ergibt sich aus einer schwarzen A-Säule und einer ebenso gefärbten Querlinie in der C-Säule. Ein gelungener Design-Kniff, der schon beim neuen Opel Astra funktioniert hat. Um dem Mittelklässler noch mehr Standhaftigkeit zu geben, haben ihm die Ingenieure Räder mit dem größten Durchmesser im Segment – nämlich 640 Millimeter – angeheftet. Jetzt mag der Kenner befürchten, dass sich spätestens bei 17-Zoll-Felgen jeglicher Komfort in Luft auflöst. Dem ist nicht so, aber das klären wir später.
Ohne Schwung und Schnörkel
Während die Außendarstellung des 3,99 Meter langen C3 im Zusammenspiel mit den schon erwähnten Airbumps und den ab der Ausstattungslinie Feel angebotenen Radkastenverbreiterungen schon in Richtung Crossover geht, zeigt sich der Innenraum ganz anders. Eine erweiterte Form des bereits im Cactus zelebrierten Purismus wird hier forciert, ohne dabei aber ungemütlich zu wirken. Zentraler Blickfang ist das Armaturenbrett, das sich waagerecht ohne Schwung und Schnörkel über die gesamte Innenraumbreite streckt. Aufgelockert ist diese Schlichtheit mit Farbintarsien, die sich ebenfalls über die gesamte Breite der Armatur ziehen.
Dass allerdings die Umsteller in den Lüftungsdüsen so klein sind, dass selbst Kinderfinger sie kaum greifen können, ist unschön. Auch der Umstand, dass die Überdachungen des Dashboards und die der Türinnenverkleidungen aus Hartplastik bestehen, erfreut nicht wirklich. Umso pfiffiger wirken dann die vielen liebevollen Designelemente. Dazu gehören die "Koffergriffe" zum Schließen der Türen ebenso wie die Überblendungen der Armauflagen in Klavierlackoptik. Zum Verzicht gehört auch die Verbannung von Knöpfen und Schaltern. Der Citroen C3 verfolgt hier das Konzept, das schon im Peugeot 308 für Lob und Tadel sorgte, denn alle Mediafunktionen, Klimaanlage und Navi werden über den 7 Zoll großen Touchscreen gesteuert.
Das Navi kommt übrigens auf Wunsch von TomTom und bietet die sogenannte Echtzeitverkehrserkennung, also RTTI (Real Time Traffic Information). Die dafür nötige SIM-Karte ist im Wagen verbaut, deren Nutzung die ersten drei Jahre frei. Verpackt ist das Ganze im Technik-Paket. Darin enthalten: der schlüssellose Zugang, Nebelscheinwerfer, digitaler Radioempfang, Totwinkelwarner und Rückfahrkamera. Je nach Ausstattungslinie kostet es zwischen 1290 und 1490 Euro. Wem das zu viel ist, der kann sich auch ein Garmin Navi für 229 Euro und eine entsprechende Halterung ordern oder aber einfach sein Smartphone über Apple Carplay oder Android Auto koppeln.
Der Schuss aus der Frontscheibe
Apropos moderne Technik: Citroen ist beim C3 ganz besonders stolz auf ein Feature, von dem der Schreiber noch nicht so recht weiß, wie er es finden soll. Optional bieten die Franzosen für die höchste Ausstattungslinie Shine eine "ConnectedCAM" an. Was das ist? Nun, es handelt sich hier um eine Art Dashcam, die unter dem Rückspiegel an der Frontscheibe fest verbaut ist und permanent das Geschehen filmt und wieder überschreibt. Auf Wunsch können auch Schnappschüsse gemacht werden, um sie sofort in den sozialen Netzwerken zu posten.
Die Hauptattraktion hierbei dürfte dann wohl sein: "So schön ist es im Stau". Denn wann kann man sein Fahrzeug so platzieren, dass man ein schönes Bild von der Umgebung machen kann? Wie dem auch sei, die Versicherer jedenfalls sind ganz heiß auf dieses Projekt, denn bei einem Unfall werden die Aufzeichnungen 30 Sekunden vor, bis 30 Sekunden nach dem Zusammenprall gespeichert und können so als Beweismittel für Schuld und Unschuld dienen. Aber Achtung: Nicht in allen europäischen Ländern ist diese Art der Beweisführung gestattet. In Österreich zum Beispiel sind Dashcams prinzipiell verboten, deren Nutzung sogar strafbar.
Sessel statt Sitze
Angenehmer überrascht ist der Fahrer eines C3 dann schon vom Platzangebot und den Sitzen, die Citroen nicht ganz zu Unrecht als "Sessel" bezeichnet. Dank einer im Vergleich sehr breiten Sitzfläche und einer ebensolchen Rückenlehne fühlt man sich tatsächlich eher an einen Lehnstuhl, denn an einen Autositz erinnert. Neue Schaumstoffe sorgen zudem für einen angenehmen Sitzkomfort. Einziges Manko: Bei schnellen Kurvenfahrten sind die Insassen des C3 auf diesem Gestühl etwas in Bewegung. Insgesamt hält die sich aber in annehmbaren Grenzen, denn mit seiner modifizierten Radaufhängung rollt der Franzose sauber ausgefedert und lange nicht mehr so wankelmütig über Unebenheiten und ums Eck wie sein Vorgänger.
Auch die neue Servolenkung verdient Lob. Sie sorgt dafür, dass der C3 nunmehr willig auf die Befehle des Fahrers reagiert und der auch eine entsprechend direkte Rückmeldung bekommt. Das macht sich nicht nur im engen Stadtgewusel bezahlt, sondern hilft auch, wenn man dem Franzosen mal die Kante gibt. Am besten funktioniert das natürlich mit den zwei Topaggregaten, dem Puretech 110 und dem BlueHDI 100. Der erstgenannte Benziner schöpft seine Kraft von 110 PS aus einem Reihen-3-Zylinder, der über eine manuelle Fünfgangschaltung 205 Newtonmeter an die Vorderachse leitet. Der Diesel generiert seine 99 PS aus einem Vierzylinder mit 1,6 Liter Hubraum. Mit 254 Newtonmeter Drehmoment schiebt er kräftiger, aber nicht schneller an als der Benziner und muss sich auch in der Endgeschwindigkeit nicht verstecken. Beide Aggregate knacken die Marke von 180 km/h problemlos.
Zwei Dinge sind hierbei hervorzuheben: Zum einen sorgt die verbesserte Geräuschdämmung dafür, dass der Diesels lediglich ein tiefes, angenehmes Brummen und der Benziner einzig beim vehementen Beschleunigen den typisch kernigen Dreizylinder-Sound nach innen lässt. Zum anderen muss die saubere Führung der Gänge durch die Schaltgassen erwähnt werden. Wen der Umstand, dass es sich hier nur um ein Fünfganggetriebe handelt, missmutig stimmt, dem kann geholfen werden. Ab 2017 sollen wenigstens die Puretech-Motoren, also die Benziner, mit einer manuellen Sechsgangschaltung angeboten werden. Beide Triebwerke erfreuen jedenfalls durch ein spontanes Ansprechverhalten und einen wohltuenden Arbeitseifer auch aus dem Drehzahlkeller.
Echter Verbrauch
Die Verbräuche können an dieser Stelle nur dem Datenblatt entnommen werden, denn für aussagekräftige Werte waren die Fahrten durch die Hamburger Hafenanlagen und die kurzen Ausritte auf die A1 und A7 nicht lang genug. Citroen betont, dass die realen Angaben bei "Transport and Environment", einer Dachorganisation von nichtstaatlichen Organisationen aus dem nachhaltigen Verkehrsbereich, nachgesehen werden können. Die sollen sich tatsächlich die Autos schnappen und im Alltagsbetrieb testen. In der Regel, so Citroen, müssen auf die Messungen vom Rollenprüfstand etwa 2,7 Liter aufgeschlagen werden. Das würde für den C3 bedeuten, dass er in der 99 PS Diesel-Variante 6,4 Liter und als großer Benziner 7,3 Liter im Drittelmix verbraucht. Keine schlechten und vor allem glaubhafte Werte.
Bleibt als Letztes die Frage nach dem Preis. Für die Basisvariante Live, mit 68 PS Benziner und manuellem Fünfganggetriebe, verlangt Citroen 11.990 Euro. Darin enthalten sind aber bereits Feature wie Müdigkeitswarner, Spurhalteassistent und Verkehrszeichenerkennung. Wer das volle Programm mit Airbump, Einparkhilfe, Connecting-Box etc. will, der zahlt für die Ausstattungslinie Shine, bei gleicher Motorisierung, 16.290 Euro.
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