Ägyptens Präsident spricht von Selbstmordattentat

  13 Dezember 2016    Gelesen: 760
Ägyptens Präsident spricht von Selbstmordattentat
Nach dem Anschlag auf Kopten in Ägypten nehmen die Sicherheitskräfte vier Verdächtige fest. Die Tat selbst hat offenbar ein junger Mann mit einem Sprengstoffgürtel verübt.
Nach dem verheerenden Anschlag auf eine Kirche in Kairo haben die ägyptischen Behörden vier Verdächtige festgenommen. Präsident Abdel Fattah al-Sisi gab am Montag zudem bekannt, dass ein Selbstmordattentäter den Anschlag verübt habe, bei dem am Sonntag nach neuen Angaben 24 Menschen getötet wurden. Zu der Trauerfeier für die Opfer kamen in der ägyptischen Hauptstadt hunderte Gläubige zusammen. Auch muslimische Geistliche nahmen an der Zeremonie teil.

Drei Männer und eine Frau seien festgenommen worden, sagte al-Sisi bei der Trauerfeier. Nach zwei weiteren Verdächtigen werde noch gefahndet. Der Anschlag sei von dem 22 Jahre alten Mahmud Schafik Mohamed Mostafa verübt worden.

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„Er hat sich mit einem Sprengstoffgürtel in die Luft gesprengt, das war keine Bombe“, sagte der Staatschef. Die Polizei habe die ganze Nacht damit verbracht, „die Leichenteile des Attentäters einzusammeln und ihn zu identifizieren“. Al-Sisi, der nach dem Anschlag eine dreitägige Staatstrauer verhängt hatte, versicherte: „Das ist ein Schlag, der uns wehgetan hat, aber er wird uns nicht zerreißen.“

Hunderte Gläubige sowie zivile, koptische und muslimische Würdenträger nahmen am Montag an der Trauerfeier für die 24 Opfer in der Kirche der Heiligen Jungfrau Maria teil. Soldaten trugen die mit ägyptischen Flaggen bedeckten Särge mit den Überresten der Opfer in das Gotteshaus.

Das Oberhaupt der Kopten, Papst Tawadros II., bezeichnete das Attentat als „Schlag in das Herz Ägyptens“. „Wir sind sehr betrübt“ über den Tod der Mitgläubigen, sagte er mit Tränen in den Augen.

Die Zahl der Toten stieg am Montag nach Angaben des Gesundheitsministeriums von 23 auf 24. 21 Verletzte wurden demnach noch im Krankenhaus behandelt, 24 weitere konnten inzwischen entlassen werden. Die meisten Opfer waren Frauen.

Die Kopten sind die größte christliche Glaubensgemeinschaft im Nahen Osten und machen etwa zehn Prozent der 90 Millionen Einwohner Ägyptens aus. Die Minderheit sieht sich immer wieder gewaltsamen Übergriffen ausgesetzt. Dschihadistengruppen werfen den Kopten in Ägypten vor, den Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi Mitte 2013 unterstützt zu haben.

Der Anschlag wurde am Sonntag gegen 10 Uhr Ortszeit in der kleinen Kirche Sankt Peter und Paul verübt. Diese grenzt an die Sankt-Markus-Kathedrale, den Sitz des koptischen Papstes, an. Es war der folgenschwerste Angriff auf Kopten seit der Neujahrsnacht 2011. Damals waren bei einem Bombenanschlag auf eine Kirche in der ägyptischen Küstenstadt Alexandria 21 Menschen getötet worden.

Die Bundesregierung verurteilte das Attentat als „feiges und hinterhältiges Verbrechen“ und drückte „den Verletzten und Hinterbliebenen ihr tief empfundenes Mitgefühl aus“, wie Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer in Berlin sagte. „Das Attentat ist der Versuch, das friedliche Zusammenleben der Religionen in Ägypten zu stören und Hass, Zwietracht und Feindschaft in der ägyptischen Gesellschaft zu säen“, fügte sie hinzu.


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