Stille Wasser sind aber bekanntlich tief. Im Fall von Robin Resch bedeutet das: mit scheuem Getue die Massen bezirzen. Die Mädels unter 16 fallen bei einer solchen Tour reihenweise in Ohnmacht. Aber auch die Großen wickelt der Österreicher im Handumdrehen um den Finger. Wer einen echten Kerl wie Samu Haber zu Tränen rührt und einen Castingshow-Experten wie James Arthur zum Applaudieren animiert, der hat weit mehr zu bieten als nur ein schüchternes Grinsen und eine winselnde Hauchzart-Stimme.
Auch Tay Schmedtmann aus dem Team Bourani bringt ein einzigartiges Rundum-interessant-Paket an den Start. Ähnlich zurückhaltend wie Robin Resch, beeindruckt der scheue Brockhagener vor allem im Persönlichkeits-Modus. Sein Coach und Mentor Andreas Bourani ist regelrecht hin und weg: "Ich liebe es, mit ihm zu arbeiten. Er ist ein toller Sänger, aber auch ein toller Mensch mit einem feinen Charakter", schwärmt Bourani. Auch Tays Duett-Partner John Legend ist begeistert. Gemeinsam flippern der US-amerikanische R`n`B-Star und der junge Westfale, begleitet von hibbeligen Soul-Klängen, ("Love You Now") über die Show-Bühne. Da bleibt der Allerwerteste von Andreas Bourani natürlich nicht lange auf dem Jury-Sessel kleben.
Früher keifen, jetzt schmachten
Ebenfalls ein Hingucker: Boris Alexander Stein. Der tätowierte Schlaks aus Lüneburg keifte sich in einer Hardcore-Band die Seele aus dem Leib, ehe er sich und sein künstlerisches Dasein hinterfragte und sich musikalisch fortan kopfüber präsentiert. Statt rockigem Geschmetter schallt nun aufwühlender Radio-Pop aus den Boxen. Yvonne Catterfeld bekommt gar nicht genug von ihrem Schützling. Eine Umarmung hier, ein Küsschen da: Die zweifache Bambi-Preisträgerin ist sich sicher: "Boris wird seinen Weg gehen, ganz egal, wie das Finale ausgeht." Im Rampenlicht fühlt sich Boris schon jetzt sichtlich wohl. Zusammen mit den Jungs von One Republic präsentiert sich der 29-Jährige auf der Bühne fast schon wie ein alter Business-Hase.
Den Gesamtpaket-Vogel schießt aber ein anderer ab: nämlich der Schweizer Marc Amacher. Der Blues-Nerd mit der Lizenz zum Unterhalten ist ein Unikat deluxe. Der gelernte Monteur ist so unberechenbar wie die Matterhorn-Nordwand, so chillig wie Heidis Alm-Öhi und so knuffig wie ein Plüsch-Wilhelm-Tell. Mit seinem Joe-Cocker-Organ und einer Bühnenpräsenz, für die manch etablierter Rockstar Haus und Hof verkaufen würde, begeistert der Schweizer nicht nur seine Coaches Smudo und Michi Beck, sondern auch Soul-Queen Emeli Sandé: "What a great voice!", jauchzt die Britin nach dem gemeinsamen Duett ("Breathing Underwater") ins Mikrofon.
Egal, ob hinter heißen Flammen stehend, umhüllt von Trockeneisnebel oder in Konfetti und Kunstschnee versinkend: Alle vier Kandidaten des diesjährigen "The Voice Of Germany"-Finals hätten auch ohne standardisierten Pyro- und Deko-Schnickschnack große Spuren hinterlassen. Sie alle haben nämlich mehr zu bieten als "nur" eine außergewöhnliche Stimme. Umso ärgerlicher, dass sich am Ende nur einer die Krone aufsetzen darf. Und das ist Tay Schmedtmann. Der Deutschpop-Soul-Barde aus dem Tema Bourani wird kurz vor Mitternacht per Telefon-Voting zum "The Voice"-König gekrönt. Es wurde also nichts aus dem Team Fanta-Hattrick. Stattdessen reckt ein außer Rand und Band durchs Studio hüpfender Andreas Bourani die Fäuste nach oben. Es sei ihm gegönnt. In diesem Sinne: Ein Hoch auf Tay!
Quelle: n-tv.de
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