Prozess gegen Korruptionsnetzwerk in Rom begonnen

  05 November 2015    Gelesen: 800
Prozess gegen Korruptionsnetzwerk in Rom begonnen
Vor dem Strafgericht in Rom hat der größte Korruptionsprozess Italiens seit mehr als zwanzig Jahren begonnen. Die mutmaßlichen Anführer eines mafiösen Netzwerks aus Kriminellen, Unternehmern und Politikern sollen die Verwaltung der italienischen Hauptstadt unterwandert und Gelder in Millionenhöhe unterschlagen haben. Insgesamt 46 Angeklagte müssen sich vor Gericht verantworten, darunter der mutmaßliche Kopf der "Mafia Capitale", Massimo Carminati. Aus Sicherheitsgründen wird er nur per Video aus dem Hochsicherheitsgefängnis zugeschaltet.
Das Netzwerk soll unter anderem Ausschreibungen manipuliert haben, um an öffentliche Mittel für die Müllentsorgung, Pflege von Grünflächen oder die Verwaltung von Flüchtlingen zu kommen. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft ist die Hauptstadt-Mafia mitverantwortlich dafür, dass Roms Finanzen, seine Infrastruktur und öffentliche Versorgung in denkbar schlechtem Zustand sind.

Der 57-jährige Carminati, ein mehrfach verurteilter Gangster mit Verbindungen zu rechtsextremen Gruppen, war im Dezember 2014 mit 36 weiteren Verdächtigen bei einer Razzia festgenommen worden. Der seit einer Schussverletzung einäugige mutmaßliche Mafia-Boss gilt bei den Medien als "die schwarze Seele der römischen Unterwelt". Der Prozess soll bis Sommer 2016 laufen und klären, ob den Angeklagten neben Korruption auch die Mitgliedschaft in einer mafia-ähnlichen Vereinigung nachgewiesen werden kann. In dem Fall würden die Strafen deutlich höher ausfallen.
Im Rahmen ihrer Ermittlungen zur "Mafia-Capitale" hatte die italienische Polizei hunderte Verdächtige untersucht, darunter den ehemaligen römischen Bürgermeister Gianni Allemanno. Das Verfahren ist das größte seit der "Mani Pulite" (Saubere Hände) genannten Kampagne in den 90er Jahren, bei der sich am Ende die Hälfte der italienischen Abgeordneten wegen Bestechlichkeit verantworten musste.

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