London: Bombe “mehr als wahrscheinlich“ Grund für Flugzeugabsturz

  06 November 2015    Gelesen: 484
London: Bombe “mehr als wahrscheinlich“ Grund für Flugzeugabsturz
Nach dem womöglich von einer Bombe verursachten Flugzeugabsturz auf der Sinai-Halbinsel wollen London und Kairo gemeinsam für die Sicherheit der Touristen sorgen. Ägypten sei "vollständig bereit, mit all seinen Freunden zu kooperieren", sagte Staatschef Abdel Fattah al-Sisi nach einem Treffen mit Premierminister David Cameron in London. Dieser nannte es "mehr als wahrscheinlich", dass der russische Airbus mit 224 Menschen an Bord am Samstag von einer Bombe zerrissen worden sei.
Cameron berief sich auf "Geheimdienstinformationen". Auch ein ranghoher US-Beamter sagte am Donnerstag, die Bomben-Hypothese sei "sehr wahrscheinlich". Er werde darüber auch mit Russlands Präsident Wladimir Putin am Telefon sprechen. Moskau wies die Anschlags-Vermutung indes als "Spekulation" zurück. Nur eine Untersuchung könne die Gründe für das Unglück ans Licht bringen, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.

Die ägyptischen Ermittler konnten zwar den Flugdatenschreiber auswerten. Der Stimmrekorder mit den Gesprächen der Piloten ist allerdings beschädigt, weshalb seine Auswertung Zeit braucht. Erst sie könnte wohl für Klarheit sorgen.

Großbritannien hatte wegen des Verdachts, in Scharm el Scheich sei ein Sprengsatz an Bord der Maschine geschmuggelt worden, am Mittwoch alle Flüge dorthin gestoppt. Die Lufthansa zog heute nach und untersagte auch allen ihren Tochter-Airlines, den Sinaiweiterhin anzufliegen.

Ab Freitag, nach einer Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen, sollen die bis zu 20.000 festsitzenden britischen Touristen zurückgeholt werden. Seine Regierung arbeite mit den Fluglinien und den ägyptischen Behörden an entsprechenden "Notmaßnahmen", sagte Außenminister Philip Hammond. Binnen maximal zehn Tagen sollten dann alle Touristen zurück in der Heimat sein. Bis zur Wiederaufnahme regulärer Flüge könne es wesentlich länger dauern.

Die Unterbrechung des Luftverkehrs von britischer Seite war ein Tiefschlag für al-Sisi während seines London-Besuchs. Er sicherte Cameron zu, er sei zur Zusammenarbeit bereit, "damit die Flughäfen die Sicherheit gewährleisten, die die Menschen brauchen, die zu uns kommen". Es sei wichtig, dass der Tourismus "so schnell wie möglich" zur Normalität zurückkehre. Dem Ziel pflichtete auch Cameron bei.

Laut dem Auswärtigen Amt sind an der Untersuchung des Unglücks deutsche Experten beteiligt. Die "Welt" berichtete, das Bundeskriminalamt (BKA) und der Bundesnachrichtendienst untersuchten ein verwackeltes Video, das einen Anschlag auf die Maschine zeigen solle. Das BKA erklärte, keine Aussage zum Inhalt des Videos treffen zu können.

Der ägyptische Ableger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hatte am Mittwoch erneut erklärt, er habe die Maschine zum Absturz gebracht. Ägyptische und russische Behörden bezweifeln dies. Sie weisen darauf hin, dass der IS auf der Sinai-Halbinsel nicht über entsprechende Waffen verfüge.

In Russland wurden derweil die ersten Todesopfer des Unglücks beigesetzt. An der Beerdigung der 60-jährigen Nina Luschtschenko in Nowgorod rund 200 Kilometer südlich von St. Petersburg nahmen hunderte Menschen teil.

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