Ihre zerzausten Haare hat sie zu einem Dutt zusammengebunden. Sie schaut immer nur kurz in die Kamera und senkt den Blick wieder. Sie entschuldigt sich für ihre "spontanen wirren Formulierungen", aber durch die wochenlange Belastung sei ihre Kraft am Ende, ihre Nerven im Eimer. "Ich kann einfach nicht mehr", schildert die junge Frau mit müdem Gesicht. "Wir brauchen dringend, dringend Hilfe. Wir sind viel zu wenig Menschen."
Im September, als erstmals Flüchtlinge zu Tausenden am Hamburger Hauptbahnhof ankamen, war die Hilfsbereitschaft so groß, dass Helfer sogar nach Hause geschickt wurden. Doch inzwischen ist die allgemeine Begeisterung der Willkommenskultur verflogen, die Situation hat sich dramatisch verschlechtert. "Wo früher nicht selten mehrere Hundert Helfer täglich mit anpackten, sind es jetzt nur noch 30 bis 50 Freiwillige und die kriechen auf dem Zahnfleisch."
Viele von ihnen arbeiteten 30, 40 Stunden am Stück, machen Nachtschichten bevor sie morgens zur Uni oder zur Arbeit gehen. Nachts und morgens seien es nur zwei Leute, die sich um 500 ankommende Flüchtlinge kümmern müssen, beschreibt Emma die dramatische Situation. Die Probleme der Helfer seien zwar immer noch "Zuckerschlecken" gegen das, was die Flüchtlinge erlebt haben. Trotzdem müssten die Helfer zwischendurch ausruhen können, um Kräfte zu tanken und weiter zu machen.
"Wir brauchen eure Zeit!"
Emma berichtet von erschöpften Familien mit kleinen Kindern und Babys, die nichts zum Anziehen haben. "Die Kinder laufen barfuß, die sind abgemagert, die haben Angst. Die brauchen Menschen, die sie willkommen heißen. Die brauchen was zu essen. Die brauchen jemanden, der sie in den Arm nimmt."
Die Spenden und die Anerkennung der Leute seien nicht genug Unterstützung: "Wir brauchen eure Zeit!", sagt Emma, denn: "Es nützt uns nichts, warme Kleidung zu haben, wenn keiner sie verteilen kann, und es nützt uns auch nichts, warmes Essen zu haben, wenn es kalt wird, weil keiner es ausgibt." Auch mangelt es an Koordinatoren, um die ankommenden Geflüchteten auf die vorhandenen Schlafplätze zu verteilen.
Außerdem werden Broteschmierer, Dolmetscher, Ärzte und Helfer "für überall" gesucht, und zwar dringend: "Kommt, packt an, bringt Sachen mit, bringt positive Energie mit", appelliert Emma am Ende des Films.
Emmas Hilferuf zeigt bereits Wirkung. "Heute waren 100 Leute bei der Einweisung am HBF", schreibt Emma auf Facebook. "Wir sind hin und weg von den Wellen, die der Aufruf geschlagen hat. Dass es so schnell ging, hätte keiner gedacht." Der Bedarf an freiwilligen Helfern sei aber auch in Zukunft groß. "Jetzt müssen wir sehen, was die nächsten Tage bringen und wer wirklich dabeibleibt." Es werde für alle, die helfen wollen, weiterhin Einweisungen geben. Wer möchte, kann sich schon bei Emma und ihren Mitstreitern melden: [email protected]
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