Gewalt im Westjordanland und im Gazastreifen erneut eskaliert

  07 November 2015    Gelesen: 564
Gewalt im Westjordanland und im Gazastreifen erneut eskaliert
Bei erneuter Gewalt im Westjordanland sind zwei Palästinenser getötet und vier Israelis schwer verletzt worden. Bei einer Protestaktion östlich von Chan Junis erschoss die israelische Armee nach palästinensischen Angaben einen Palästinenser, in Hebron wurde eine 72-jährige Palästinenserin wegen eines mutmaßlichen Angriffsversuchs getötet. Bei mehreren Angriffen im Westjordanland erlitten vier Israelis schwere Verletzungen, ein weiterer wurde leicht verletzt.
Bei Zusammenstößen im südlichen Gazastreifen erschoss die israelische Armee einen 23-jährigen Palästinenser. Wie das Gesundheitsministerium der im Gazastreifen regierenden radikalislamischen Hamas weiter mitteilte, ereignete sich der Vorfall östlich von Chan Junis bei einer Protestaktion mehrerer Palästinenserorganisationen. Die israelische Armee erklärte, die Soldaten hätten zunächst Warnschüsse in die Luft abgegeben und dann das Feuer eröffnet, als mehrere Palästinenser die Pufferzone zu Israel hätten durchbrechen wollen. An verschiedenen Orten im Gazastreifen wurden insgesamt 30 Palästinenser durch Schüsse verletzt.

In Hebron im Westjordanland erschossen israelische Soldaten nach Armeeangaben außerdem eine Palästinenserin. Die 72-Jährige habe versucht, Armeeangehörige mit ihrem Wagen zu rammen, hieß es. Palästinensische Ärzte sagten, die Frau sei vermutlich bei strömendem Regen unbeabsichtigt vom Weg abgekommen.
An einer heiligen Stätte im Westjordanland verletzten Unbekannte zwei Israelis durch Schüsse. Der Vorfall habe sich am Grab der Patriarchen in Hebron ereignet, erklärte die israelische Armee. Sanitäter teilten später mit, ein 16-Jähriger befinde sich nach dem Angriff in einem ernsten Zustand. Zudem werde ein 18-Jähriger wegen leichter Verletzungen im Krankenhaus behandelt. Das Grab der Patriarchen, darunter der jüdische Stammvater Abraham, ist sowohl den Juden als auch den Muslimen heilig.
Bei einem Messerangriff nördlich von Jerusalem verletzte ein Palästinenser einen Israeli schwer. Wie die israelische Armee mitteilte, griff der Mann sein Opfer vor einem Supermarkt in der jüdischen Siedlung Schaar Binjamin im Westjordanland an und ergriff anschließend die Flucht. In der Nähe des Dorfes Beit Anon südlich von Hebron wurde nach Angaben von Armee und Sanitätern ein 19-jähriger Israeli angeschossen und schwer verletzt.

In Hebron wurden bei Zusammenstößen nach dem muslimischen Freitagsgebet zwischen Steine werfenden Palästinensern und israelischen Soldaten 15 Palästinenser verletzt, wie palästinensische Rettungskräfte mitteilten. Gewaltsame Auseinandersetzungen gab es auch in der Nähe der jüdischen Siedlung Psagot bei Ramallah. Die israelische Armee setzte dort Gummigeschosse und Tränengas ein und feuerte Warnschüsse in die Luft, wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Journalisten vor Ort wurden demnach von Soldaten beleidigt und mit Blendgranaten beschossen.

Die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern hatten sich in den vergangenen Wochen verschärft. Seit Anfang Oktober gab es in Israel, in Ostjerusalem und im Westjordanland fast täglich Angriffe auf israelische Zivilisten und Sicherheitskräfte. Jeden Freitag rufen palästinensische Bewegungen im Westjordanland und im Gazastreifen zu Protesten gegen Israel an.

Neun Israelis fielen den Attentaten seitdem zum Opfer. Im selben Zeitraum wurden mehr als 70 Palästinenser getötet. Bei mehr als der Hälfte von ihnen handelte es sich um erwiesene oder mutmaßliche Attentäter. Mittlerweile wird eine neue Intifada, ein gewaltsamer palästinensischer Aufstand gegen Israel, befürchtet.

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