Netanjahu setzt sich für Todesschützen ein

  05 Januar 2017    Gelesen: 433
Netanjahu setzt sich für Todesschützen ein
Die Tat von Elor Asaria spaltet Israel: Weil er einen bereits außer Gefecht gesetzten Angreifer tötete, gilt der Soldat manchen als Held, anderen als kaltblütiger Mörder. Regierungschef Netanjahu fordert Asarias Begnadigung und zeigt damit, auf welcher Seite er steht.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu tritt für eine Begnadigung des israelischen Soldaten ein, der einen verletzt am Boden liegenden palästinensischen Angreifer mit einem Kopfschuss getötet hatte. "Ich unterstütze eine Begnadigung von Elor Asaria", schrieb Netanjahu am Mittwoch auf seiner Facebook-Seite mit Blick auf den zuvor von einem Gericht wegen Totschlags schuldig gesprochenen Soldaten.

"Das war ein harter und schmerzhafter Tag für uns alle", schrieb der Ministerpräsident. Dies gelte insbesondere für Asaria und dessen Familie.

Kurz nach Verkündung des Schuldspruchs hatte das Büro des israelischen Präsidenten Reuven Rivlin in einer Erklärung gewarnt, eine Debatte über eine Begnadigung Asarias sei verfrüht. Nur Asaria selbst, sein Anwalt oder seine nächsten Angehörigen könnten darum bitten - und das auch erst nach Abschluss des Prozesses.

Wenn eine Begnadigung beantragt werde, werde Rivlin das "nach der üblichen Praxis und nach Empfehlungen der zuständigen Behörden" prüfen, hieß es in der Erklärung.

Zusammenstöße vor Militärgericht

Ein Militärgericht in Tel Aviv hatte am Mittwoch geurteilt, Asaria habe nicht in Notwehr gehandelt. Asaria habe auf den Palästinenser geschossen, "weil er fand, der Terrorist hat den Tod verdient", sagte Richterin Maya Heller. Das Strafmaß wollen die drei Richter zu einem späteren Zeitpunkt verkünden. Dem Angeklagten drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Zum Zeitpunkt der Tat in Hebron im Süden des israelisch besetzten Westjordanlandes am 24. März 2016 war Asaria 19 Jahre alt. Der 21-jährige Palästinenser hatte mit einem Komplizen einen Soldaten mit einem Messer angegriffen und leicht verletzt, wurde dann angeschossen und lag blutend auf der Straße. Sein Komplize war bereits tot. Elf Minuten nach dem Angriff kam Asaria als Militärsanitäter zum Tatort und tötete den wehrlosen Palästinenser ohne ersichtlichen Grund aus der Nähe mit einem Schuss in den Kopf.

Der Fall spaltet die israelische Gesellschaft. In rechten Kreisen wird Asaria wie ein Held gefeiert, während Menschenrechtsorganisationen ihm eine "Hinrichtung" vorwerfen. Vor dem Gericht im Militärhauptquartier von Tel Aviv gab es Zusammenstöße zwischen Dutzenden Asaria-Anhängern und der Polizei.

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