10 unbekannte Fakten über Gebirge

  09 November 2015    Gelesen: 1371
10 unbekannte Fakten über Gebirge
Ist der Mount Everest wirklich der höchste Berg? Welches Gebirge ist am schlechtesten erforscht? Was hat es mit der versteckten Bergkette auf sich? Welcher Gipfel fordert die meisten Leben? Wo fand die ungewöhnlichste Schi-Meisterschaft statt? Wissenswertes zu den Hochlagen aus aller Welt.
10 Alpamayo, Anden – der vielleicht schönste Gipfel der Erde

Mit einer Höhe von 5947 Metern ist der Alpamayo in der peruanischen Cordillera Blanca nicht der höchste Berg Südamerikas oder gar der Welt – angesichts seines nahezu perfekten Trapezes aus Fels, Eis und Schnee aber sicherlich einer der schönsten Gipfel der Erde. Die Gletscher in diesem Teil der Anden sind allerdings gefährdet, denn steigende Temperaturen lassen sie hier wie in vielen Teilen der Erde schmelzen. Für die Menschen an der trockenen peruanischen Küste hätte dies gravierende Folgen, denn das Eis bildet eines ihrer wichtigsten Trinkwasserreservoirs: Millionen Menschen hängen davon ab. Erstmals bezwungen wurde der Gipfel übrigens im Jahr 1957 durch eine deutsche Seilschaft.

9 Mount Everest, Himalaja – die höchste Müllkippe der Erde?

Natürlich ist der Mount Everest der höchste Berg der Erde – wenn man den Meeresspiegel als Basis nimmt: Mit 8848 Metern überragt er jeden anderen Gipfel. Alle Achttausender sind durch den Zusammenprall zwischen der Indischen und der Eurasischen Platte im Himalaja und dem angrenzenden Karakorum entstanden. Heute ist der Mount Everest das Traumziel der meisten Bergsteigerinnen und Bergsteiger, was vor Ort mittlerweile eine ziemliche Umweltverschmutzung verursacht: Die Kletterer hinterlassen zu viele Exkremente. Kein Problem stellt diese Höhe übrigens für asiatische Streifengänse dar – sie wurden beim Überqueren des Himalajas schon in 9000 Meter Höhe gesichtet.

8 Chimborazo, Anden – auch ein höchster Berg der Erde

Der Chimborazo in Ecuador galt mit seinen 6310 Metern über dem Meeresspiegel bis Mitte des 19. Jahrhunderts tatsächlich als der höchste Punkt der Welt – bis die Messungen von George Everest im Himalaja den Nachweis erbrachten, dass es im heutigen "Dach der Welt" im Himalaja gleich mehrere Gipfel jenseits der achttausend gibt. Selbst in der Neuen Welt lief ihm der Vulkan Aconcagua in Argentinien mit 6962 Metern den Rang ab. Doch der Chimborazo trug seinen Ruf dennoch zu Recht: An keinem Punkt der Erde ist die Distanz zwischen dem absoluten Erdmittelpunkt und dem Gipfelkreuz größer als hier. Denn der Blaue Planet ist keine perfekte Kugel, sondern ein unregelmäßig geformtes Geoid – er ist deshalb an den Polen flacher als am Äquator und gleicht auch sonst eher einer zerknautschten Kartoffel. Mit 6384,6 Kilometer Entfernung überragt der Vulkan Chimborazo deshalb bei dieser Betrachtungsweise den Mount Everest (6382,4 Kilometer) um mehr als zwei Kilometer.

7 Annapurna, Himalaja – der gefährlichste Berg der Erde

Jeder dritte Bergsteiger bezahlt den Versuch der Besteigung mit dem Tod: Der Annapurna gilt als der gefährlichste Achttausender der Erde – bis 2012 starben von 191 Kletterern 61 am Berg. Vor allem der Aufstieg über die Südflanke gilt ans eine der schwierigsten Kletterrouten weltweit. Im Oktober 2014 kosteten schwere Schneestürme mindestens 39 Menschen am Massiv das Leben; es war eines der verheerendsten Trekkingunglücke in Nepal. Mit 8091 Metern über dem Meer ist Annapurna I Main der zehnthöchste Gipfel der Erde. Die Region rund um das Massiv steht wegen ihres Artenreichtums unter Naturschutz und bildet das größte Reservat Nepals.

6 Sierra Nevada de Santa Marta, Kolumbien – Gebirge mit bewegter Geschichte

In weniger als 50 Kilometern geht es in Kolumbien von der heißen Karibikküste hinauf ins ewige Eis des Pico Cristóbal Colón, des höchsten Bergs Kolumbiens. Er ragt in der Sierra Nevada de Santa Marta empor, die ihrerseits das höchste Küstengebirge der Welt ist. Doch der Berg lag nicht immer an der Nordseite Südamerikas – er hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Die Plattentektonik ließ dieses Gesteinspaket während der letzten 170 Millionen Jahre über 2200 Kilometer aus dem heutigen Peru in den Nordosten Kolumbiens driften. Auf diesem Weg hat sich die Sierra Nevada de Santa Marta im Uhrzeigersinn gedreht, bevor sich ihr Plattenbruchstück in den südamerikanischen Kontinent eingefügt hat. Dadurch entstand gleichzeitig ein völlig neues Becken, welches das Gebirge heute von den Anden isoliert. Insgesamt ist das Gebirge sogar noch älter, denn einige der Gesteine weisen ein Alter von über einer Milliarde Jahren auf und wurden mehrfach gehoben. Wegen der abgeschiedenen Lage und der zahlreichen ökologischen Nischen gilt die Region auch als eines der artenreichsten Gebiete der Welt.

5 Gamburtsew-Gebirge, Antarktis – versteckt unter dem Eis

Eine der größten Gebirgsketten der Erde ist an der Oberfläche nicht sichtbar – obwohl sie auf dem Festland emporragt. Doch die Gamburtsews verbergen sich unter dem kilometerdicken Eisschild der Antarktis. Bis zu 3400 Meter hoch sind manche der Berge, doch liegen darüber noch mehrere hundert oder tausend Meter dicke Gletscher, die den direkten Blick verhindern. Deshalb wurde es erst vor einem halben Jahrhundert überhaupt entdeckt. Seit wenigen Jahren wird daran auch intensiver geforscht. Radaraufnahmen enthüllten beispielsweise das schroffe Relief des Gamburtsew-Gebirges, was Geologen völlig überraschte: Die Gletscher hätten die Grate und Täler glatt hobeln und abrunden müssen. Stattdessen hat das Eis steile Berge tatsächlich konserviert – ein fester Panzer aus Gefrorenem schirmt das Gestein vom restlichen, sich bewegenden Gletscher ab.

4 Kilimandscharo, Tansania – bald ohne Eis und Schnee?

Schnee am Kilimandscharo – als Ernest Hemingway seine Kurzgeschichte 1936 erstmalig veröffentlichte, zierte tatsächlich noch ein großflächiger Gletscher den Gipfel des Vulkans. Doch seit der Erstbesteigung 1889 schrumpfte die eisbedeckte Fläche am Kibo, dem mit 5895 Metern höchsten Punkt des Kilimandscharos, von rund 20 auf weniger als zwei Quadratkilometer. Lange hatten Klimaforscher die Erderwärmung im Verdacht, diesen Schwund zu verursachen, doch mittlerweile scheint es so, als sei eher mangelnder Niederschlag die Ursache. Der Berg erzeugt einen Teil seiner Regen und Schneefälle selbst, indem die dichten Bergwälder an seinen Hängen Luftfeuchtigkeit abgeben. Aus den entstehenden Wolken schneit es dann mitunter in den Gipfellagen. Die fortschreitende Abholzung stört diesen Wasserkreislauf jedoch und verhindert so Nachschub für das Eis. Prinzipiell nahmen die Niederschläge in der Region schon seit Ende des 19. Jahrhunderts großflächig ab, weshalb der Gletscherschwund bereits früh einsetzte: Die Sublimation – also der direkte Übergang von Eis zu Wasserdampf – übersteigt die Schneezufuhr nun bereits über Jahrzehnte.

3 Ruwenzori, Ostafrika – Heimat skurriler Pflanzen

Nur drei Gebirge in Afrika besitzen Gletscher: der Kilimandscharo, Mount Kenya – und das Ruwenzori-Gebirge an der Grenze zwischen Uganda und der Demokratischen Republik Kongo. Alle Gipfel, die 4500 Meter überragen, weisen zumindest kleinere Eisfelder auf. Doch nicht nur das macht das Massiv besonders, sondern auch seine einzigartige Flora und Fauna. Verschiedene Pflanzenfamilien wie Korbblütler und Glockenblumengewächse, die sonst eher für krautige Arten bekannt sind, erreichen hier die Wuchshöhe von Bäumen. Besonders beeindruckend sind die Lobelien, die auch im Bild zu sehen sind. Zudem leben hier zahlreiche endemische Tierarten, die in der isolierten Lage des Gebirges entstanden sind. 1955 fanden auf dem Gletscher am Mount Stanley angeblich auch die bislang einzigen Schi-Meisterschaften Ugandas statt – doch dabei handelt es sich eher um einen typisch englischen Scherz: Der Kolonialbeamte Andrew Stuart führte während einer Exkursion in die Region ein paar Schier mit sich und wedelte ein paar Schwünge hangabwärts. Darüber schrieb er einen humorigen Artikel, der vom "New York Herald" aufgegriffen wurde – woraufhin Stuart den Ski Club of Uganda gründete.

2 Makhonjwa-Berge, Swaziland – das älteste Gebirge der Erde

Verglichen mit diesen Bergen im südlichen Afrika sind die Alpen oder der Himalaja geologisch gesehen jung: Während sie erst während der letzten 135 Millionen Jahre emporgehoben wurden, stammt das Makhonjwa-Gebirge aus der Zeit vor 3,5 Milliarden Jahren – zumindest entstanden damals die ältesten Gesteine der Bergkette, die im Lauf der Zeit allerdings noch mehrmals gehoben wurde. Das erklärt auch, warum sie noch heute nicht an ein rundhügeliges Mittelgebirge erinnert, sondern durchaus Hochgebirgscharakter aufweist. Mit bis zu 1800 Meter Höhe erreichen die Makhonjwa-Berge nicht die Dimensionen anderer Gebirge, dafür finden sich hier auch Spuren von einigen der ältesten Lebewesen der Erde aus dem Präkambrium. Vor wenigen Jahren vermeldeten Geologen zudem, dass sie hier Spuren des größten bislang bekannten Meteoriteneinschlags der Erde entdeckt hätten. Seine Dimensionen übertrafen noch den Chicxulub-Einschlag, der die Dinosaurier ausrottete. Er schlug auf der Erde allerdings schon vor 3,26 Milliarden Jahren ein – und richtete damit kaum Schaden für das Leben hier an.

1 Pico da Neblina – das am schlechtesten erforschte Gebirge?

Inmitten der Weiten Amazoniens erhebt sich nicht nur eines der ältesten Gebirge der Erde aus dem Regenwald, sondern womöglich auch eines der am schlechtesten erforschten: die Serra da Neblina mit dem knapp 3000 Meter hohen Pico da Neblina – dem höchsten Berg Brasiliens. Um ihn zu erreichen, muss man erst mehrere Tage durch den dichten Regenwald der Region laufen, bevor der Aufstieg überhaupt beginnen kann. Noch dazu liegt das Massiv in einem riesigen Nationalpark und Reservat der indigenen Yanomami, weshalb der Zutritt streng reglementiert wird. Wegen der abgeschiedenen Lage und der meist dichten Bewölkung in der Region, die sich im Namen des Gebirges widerspiegelt, wurden diese Gipfel erst in den 1950er Jahren von Außenstehenden richtig entdeckt. Das erklärt auch, warum bislang nur wenige wissenschaftliche Expeditionen hierher stattgefunden haben. Geologisch gehört die Serra da Neblina zum Guayana-Schild, einer mindestens 1,7 Milliarden Jahre alten geologischen Struktureinheit, zu der auch die bekannteren Tafelberge wie etwa der Roraima im Süden Venezuelas zählen. Sie gelten als "Inseln in der Zeit", weil auf ihnen zahlreiche endemische Tier- und Pflanzenarten überdauert und sich isoliert vom umliegenden Tiefland entwickelt haben.

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