Erdoğan mischt sich ins Privatleben ein

  09 November 2015    Gelesen: 607
Erdoğan mischt sich ins Privatleben ein
Der türkische Premier Erdoğan ist nicht umzustimmen. Er unterstützt vehement ein Alkoholverbot in der Nähe von Moscheen und Schulen. Doch ein Eingriff in die Lebensweise und Privatsphäre von Menschen sei dies nicht. Denn wer Alkohol zu sich nehmen will, könne das auch zu Hause tun.
Der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan sieht sich aufgrund des geplanten Anti-Alkohol-Gesetzes zu Unrecht kritisiert. Wer immer alkoholische Getränke zu sich nehmen möchte, solle das zu Hause tun.

„Es lief eine tagelange Kampagne gegen uns. Wer immer behauptet, dass wir den Genuss von Alkohol verbieten wollen, ist ein Lügner“, zitiert die Hürriyet Erdoğan. Wenn einige Bürger Alkohol trinken wollen, dann sollen sie das tun. Doch die AKP verbiete den Alkoholkonsum in bestimmten Umgebungen, wie in der Nähe von Schulen oder Moscheen. „Dieser Vorstoß ist weder Eingriff in den Lebensstil, noch in die Ideologie von Menschen“, so die Ansicht des Premiers.

Bürger protestieren

Nicht wenige sehen das jedoch völlig anders: Die Aussagen Erdoğans zogen empörte Reaktionen türkischer Journalisten, Politiker und Bürger nach sich. Der Ökonom und CHP-Abgeordnete Hurşit Güneş fragt in einer Twitter-Nachricht: „Was ist denn nun mit dem Laizismus? Ich dachte es gebe eine Trennung zwischen Staat und Religion“.

Melih Aşık, Journalist bei der Milliyet, scherzt per Twitter mit Verweis auf Erdoğan: „Wir mischen uns nicht in das Leben anderer Menschen ein. Doch wo getrunken wird, bestimmen wir“.

„Ist die Türkei ein säkularer Staat oder ein Land, das nach den Vorgaben des Islam regiert wird? Ich glaube, dass sich diese Frage schon bald erübrigen wird“, meint die Fernsehmoderatorin Sedef Kabas.

Schutz der Kinder vor Alkohol

Zuvor passierte ein umstrittenes Anti-Alkohol-Gesetz die parlamentarische Kommission. Nun steht nur noch die Verabschiedung im Parlament bevor. Demnach darf der Verkauf von Alkohol nicht in der Nähe von Schulen, Bildungseinrichtungen, Schüler-Wohnheimen oder Moscheen stattfinden.

Zu diesen Einrichtungen müsse ein Abstand von mindestens 100 Metern eingehalten werden, wie die Radikal berichtet. Solche und ähnliche Einrichtungen sind allerdings so häufig anzutreffen, dass die 100 Meter Grenze in Städten einem kompletten Verbot nahekommt. Ausgenommen davon sind nur Verkaufsstellen, die ein Tourismus-Zertifikat nachweisen können. Die Werbung für Alkohol soll komplett verboten werden (mehr hier).

Die Befürworter der Maßnahme verweisen darauf, dass die regierende AKP mit diesem Gesetzentwurf darauf abziele die Gesellschaft, und hier in erster Linie die Kinder, vor den schädlichen Wirkungen des Alkohols zu schützen. Doch: In der Türkei sind derartige konservative Tendenzen keine Seltenheit mehr

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