Beschuss einer Schule?
Bei Kämpfen in der Ostukraine sind nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko innerhalb von zwei Tagen sieben Soldaten getötet und siebzehn verletzt worden. Die separatistische Donezker Nachrichtenagentur Noworossia Today berichtete von drei Todesopfern unter den eigenen Kämpfern sowie zwei getöteten Zivilisten. Die ukrainische Armee wiederum will allein am Sonntag 15 Separatisten getötet und 24 teilweise schwer verletzt haben. Wie immer sind die Zahlen schwer nachzuprüfen, doch so hohe Opferzahlen nahm in diesem Jahr noch keine der beiden Seiten für sich in Anspruch.
Die Kämpfe konzentrieren sich dabei laut übereinstimmenden Angaben auf die Industriestädte Awdijiwka (unter Kiewer Verwaltung) und Makijiwka (unter separatistischer Verwaltung). Noworossia Today berichtete am Montag empört über den angeblichen Beschuss einer Schule in Makijiwka durch die ukrainische Armee. Dutzende von Kindern hätten sofort in den Luftschutzkeller gebracht werden müssen, hiess es.
In der weissrussischen Hauptstadt Minsk appellierte der separatistische Verhandlungsführer Denis Puschilin an die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), dabei zu helfen, dass sich auch Kiew an den Waffenstillstand halte. Dabei unterschlug er, dass im Donbass selbst meist die Separatisten die OSZE an ihrer Arbeit hindern. Vor allem haben die OSZE-Beobachter immer noch kaum Zugang zu den separatistischen Gebieten direkt an der russischen Grenze, über die der Nachschub an Waffen und frischen Kämpfern aus Russland rollt.
Der ukrainische Verteidigungsminister Stepan Poltorak sprach am Montag in Kiew von einer zurückgeschlagenen Offensive der Separatisten nach Norden – im Industriegebiet von Awdijiwka. Diese bisher noch von Kiew kontrollierten, zumeist stillgelegten Chemiefabriken werden immer wieder angegriffen. Laut Poltorak hat die ukrainische Armee am Wochenende eine strategisch wichtige Erhebung im Gebiet Awdijiwka zurückerobert.
Die Aussage zeigt, wie sehr sich der Donbass-Konflikt an der Waffenstillstandslinie inzwischen zu einem klassischen Stellungskrieg entwickelt hat. Dafür spricht auch ein sechs Tage langes Gefecht Mitte Dezember bei den Seen von Switlodarsk auf halbem Weg zwischen Debalzewe und Bachmut (dem früheren Artemiwsk). Umkämpft waren vor allem drei kleinere Erhebungen. Geländegewinne der Separatisten sollen auch dabei von den Ukrainern wieder rückgängig gemacht worden sein. Der Preis dafür waren allerdings Dutzende von Gefallenen auf beiden Seiten.
Kiew fürchtet Verrat der USA
Im Hinblick auf die Amtseinsetzung des neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump hatten manche Beobachter in Kiew die nächste separatistische Offensive nach den Gefechten von Switlodarsk bereits erwartet. Damit wolle der Kreml die Reaktion des Westens prüfen, wird spekuliert. Trump hatte immer wieder angetönt, die Beziehungen mit Russland normalisieren und die Sanktionen gegen Moskau fallenlassen zu wollen. Kiew fürchtet, dass Trump dafür die Souveränität und die territoriale Integrität der heute prowestlich ausgerichteten Ukraine opfern könnte.
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