Damals war Pompeo noch republikanischer Abgeordneter für den Bundesstaat Kansas im US-Repräsentantenhaus. Nachdem der frisch gewählte US-Präsident Donald Trump Pompeo im November für das Amt des CIA-Chefs nominiert hatte, löschte dieser seinen Twitteraccount @RepMikePompeo.
Seit 23. Januar steht der 53-Jährige offiziell an der Spitze des Geheimdienstes. Und seine erste Auslandsreise im Amt führt Pompeo ausgerechnet in die Türkei. Das haben Trump und Erdogan am Dienstag in einem 45-minütigen Telefonat vereinbart.
Nach Angaben aus Regierungskreisen in Ankara sollen bei Pompeos Besuch zwei Themen im Mittelpunkt stehen: Die Rolle der von den USA unterstützten und ausgebildeten Kurdenmiliz YPG im Kampf gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) in Syrien. Und das Schicksal des in Pennsylvania lebenden Predigers Fethullah Gülen, dessen Auslieferung die Türkei verlangt.
In beiden Punkten lag Erdogan mit der Regierung von Barack Obama über Kreuz: Trumps Vorgänger betrachtete die kurdische YPG als schlagkräftigsten und verlässlichsten Partner im Kampf gegen den IS in Syrien. Deshalb schickte Washington der Miliz Waffen und Militärausbilder. Doch in der Türkei wird die YPG wegen ihrer engen Beziehungen zur PKK als Terrororganisation eingestuft.
Im Fall Gülen drängte Ankara auf die sofortige Auslieferung des Predigers, den Erdogan als Drahtzieher des gescheiterten Militärputsches vom 15. Juli brandmarkt. Gülen selbst bestreitet jede Verwicklung in den Staatsstreich.
Die Regierung Obama verwies auf die Unabhängigkeit der amerikanischen Justiz und betonte, die Entscheidung über die Auslieferung des Predigers, der seit 1999 in den USA lebt, brauche Zeit. Bis in letzter Instanz über den Antrag entschieden ist, könnten Jahre vergehen. Besonders brisant: Vertraute von Staatschef Erdogan haben in den vergangenen Monaten die CIA mehrfach beschuldigt, Gülen zu steuern und auch den niedergeschlagenen Militärputsch vorbereitet zu haben. Erdogan selbst raunte ominös von einer "Beteiligung von außen" an dem versuchten Staatsstreich.
Trump setzt auf autoritäre Herrscher
Doch nun setzt der türkische Präsident auf einen Neuanfang im Verhältnis mit den USA unter Trump. Er hat erkannt, dass der neue Mann im Weißen Haus die Nähe zu autoritären Herrschern wie Wladimir Putin und Abdel Fattah el-Sisi sucht. Deshalb nimmt Erdogan den neuen US-Präsidenten öffentlich in Schutz: Ähnlich wie die Türkei während der Gezi-Proteste von ausländischen Medien attackiert wurde, würde sich die Presse nun auf Trump einschießen, so Erdogan: "Dieselben Leute, die damals dieses Spiel in der Türkei begonnen haben, tun nun Trump Unrecht." Ausdrücklich lobte er den US-Präsidenten, dass er während einer Pressekonferenz im Januar den CNN-Reporter Jim Acosta öffentlich zurechtwies.
Bemerkenswert ist, dass Erdogan jede Kritik an Trumps Einreiseverbot gegen Bürger sieben mehrheitlich muslimischer Staaten vermieden hat. Dabei präsentiert sich der türkische Staatschef sonst bei jeder Gelegenheit als Verteidiger des Islam und der Muslime und scheut nicht davor zurück, die Bundesregierung wegen angeblicher Diskriminierung von Muslimen öffentlich zu schelten.
Mit Spannung wartet Ankara zudem darauf, dass das Pentagon Ende Februar seinen Plan für die Zerschlagung des IS vorlegt. Erdogan hofft, dass das US-Verteidigungsministerium dabei der türkischen Armee und ihren syrischen Verbündeten eine Schlüsselrolle gibt und im Gegenzug seine Unterstützung für die kurdischen YPG-Milizen zurückfährt. Der türkische Präsident hat selbst schon mehrfach angekündigt, seine Truppen würden bis in die inoffizielle IS-Hauptstadt Rakka vorrücken und den Kurden bei der Eroberung der Stadt zuvorkommen. Türkische Soldaten könnten auch die Sicherheitszonen für Kriegsflüchtlinge in Syrien schützen, deren Einrichtung Trump ins Spiel gebracht hat.
Doch sowohl Trump als auch Erdogan müssen die Fakten in Syrien zur Kenntnis nehmen. Seit Monaten stehen die türkischen Einheiten vor der Stadt al-Bab - knapp 200 Kilometer von Rakka entfernt. Die kurdischen Milizen sind da schon deutlich weiter: Sie stehen nur noch rund 40 Kilometer vor der IS-Hochburg. Ein Vorsprung, den Ankaras Truppen kaum noch einholen können.
Quelle : spiegel.de
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