Faber antwortete demnach, dass für ihn die Unschuldsvermutung gelte und dass er deshalb an Kengeter festhalte. Die LSE, die Deutsche Börse und Kengeter selbst wollten sich dazu nicht äußern.
Oder steckt doch der Brexit dahinter?
Einige mit der Fusion vertraute Personen sagten, der Disput über Kengeter habe eine Rolle gespielt in der überraschenden Entscheidung der LSE, eine eher kleine Forderung der EU-Kommission zur Freigabe der Fusion nicht zu erfüllen. Und den Zusammenschluss damit sehr wahrscheinlich zu verhindern.
Andere darin Eingeweihte und die Spitze der Deutschen Börse sind Finanzkreisen zufolge dagegen der Ansicht, dass die Debatte über Kengeter nicht ausschlaggebend gewesen sei. Vielmehr habe die LSE-Spitze keine Debatte führen wollen, ob der Holding-Sitz der fusionierten Börse wegen des Ausstiegs Großbritanniens aus der Europäischen Union von London nach Frankfurt verlagert werden muss.
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat Kengeters Büro in der Deutschen Börse sowie seine Wohnung im Frankfurter Westend am 1. Februar durchsucht. Der Vorstandschef hatte im Dezember 2015, gut zwei Monate vor Bekanntwerden der Fusionsgespräche, in großem Stil Aktien von Deutschlands größtem Börsenbetreiber gekauft.
Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft gab es zu diesem Zeitpunkt bereits Fusionsgespräche mit der LSE. Kengeter hält die Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft für haltlos. „Ich bin sicher, dass sich die Vorwürfe nach eingehender Prüfung als unbegründet erweisen werden“, sagte er vor zwei Wochen. „Insiderhandel widerspricht allem, wofür ich stehe.“ Er habe die Aktien im Rahmen eines Vergütungsprogramm gekauft, dessen Eckdaten der Aufsichtsrat festgelegt habe.
Auch Aufsichtsratschef Joachim Faber hat Kengeter in Schutz genommen. „Die Vorwürfe sind haltlos“, erklärte er. Kengeter habe die Aktien etwa einen Monat vor der Aufnahme konkreter Fusionsverhandlungen mit der LSE gekauft.
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