Die USA hätten vermutlich russische Spezialkräfte und Drohnen auf dem Luftwaffenstützpunkt Sidi Barrani beobachtet, der etwa 100 Kilometer von der libyschen Grenze entfernt liegt, hieß es laut Nachrichtenagentur Reuters in Washington. Dabei könne es sich um Unterstützung für den libyschen Kommandeur Chalifa Haftar handeln, der durch einen Angriff gegnerischer Truppen auf die Ölhäfen unter seiner Kontrolle zuletzt einen Rückschlag erlitten hatte.
Der Kreml dementierte die Angaben aus Washington und Kairo: Es gebe keine Spezialkräfte in Ägypten. Ein Dementi kam auch von Haftar: Einer seiner Sprecher erklärte, dessen Libysche Nationalarmee erhalte keine Militärhilfe vom russischen Staat oder von privaten russischen Militärfirmen. Es gebe keine russischen Truppen oder Stützpunkte im Osten Libyens.
In ägyptischen Sicherheitskreisen hieß es dagegen, Russland habe eine 22 Mann starke Spezialeinheit entsandt. Anfang Februar habe Russland bereits den ägyptischen Militärstützpunkt Marsa Matruh weiter im Osten genutzt. Russische Flugzeuge hätten etwa sechs Militäreinheiten nach Marsa Matruh gebracht, ehe die Maschinen ungefähr zehn Tage später nach Libyen weitergeflogen seien.
Private Sicherheitsberater aus Russland
Libyen versinkt seit dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi 2011 in Chaos und Gewalt. Hunderte Rebellengruppen kämpfen gegeneinander, während die von den Uno gestützte Regierung in Tripolis und Haftar mit seinem Machtbereich im Osten sich gegenseitig blockieren. Die USA und mehrere andere westliche Staaten haben in den vergangenen beiden Jahren Spezialkräfte und Militärberater nach Libyen geschickt.
In Haftars Einflussbereich operierte bis Februar eine bewaffnete Einheit aus mehreren Dutzend privaten Sicherheitsberatern aus Russland. Dies bestätigte der Chef des Unternehmens, das die Sicherheitsberater beschäftigt, der Nachrichtenagentur Reuters.
Russland versuche, seinen Einfluss in Libyen auszubauen, um Macht zu gewinnen gegenüber demjenigen, der sich in dem Land am Ende durchsetze, sagte der Kommandeur der US-Truppen in Afrika, General Thomas Waldhauser, vergangene Woche im Senat in Washington. Es sei aber nicht im Interesse der USA, dies geschehen zu lassen.
Russlands Ziel in Libyen scheine zu sein, wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen, wo die Sowjetunion früher Gaddafi als Verbündeten hatte, hieß es in US-Geheimdienstkreisen. "Zugleich begrenzen sie ihr militärisches Engagement offenbar ähnlich wie in Syrien: Es ist groß genug, um die Dinge dort aufzumischen, aber nicht groß genug, um die Lage in ihrem Sinne unter Kontrolle zu bringen", hieß es.
Russland bemüht sich bereits seit einiger Zeit um Haftar, den einige als den starken Mann betrachten, den Libyen nach Jahren der Instabilität braucht. In westlichen Diplomatenkreisen hieß es, Russland wolle Haftar unterstützen. Zunächst gehe es der Führung in Moskau jedoch um die Ölgebiete in Libyen.
Quelle : spiegel.de
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