Am Mittwoch war ein Gerüstbauer bei Arbeiten an einer Autobahnbrücke auf einen gesperrten Abschnitt der A5 gestürzt. Der Mann erlitt schwere Verletzungen. Ein Polizeiwagen führte zwei Rettungswagen durch den Stau, der sich daraufhin bildete - und die Autofahrer fuhren dem Bericht zufolge auch vorschriftsgemäß nach links und rechts, um den Weg für die Einsatzkräfte freizumachen (mehr über das Prinzip der Rettungsgasse lesen Sie hier).
Dann aber hätten einige Fahrzeuge die Gelegenheit genutzt, um die Rettungsgasse hinter Polizei und Feuerwehr gewissermaßen als Überholspur zu nutzen. Als drei Großfahrzeuge der Feuerwehr aus dem nahen Mörfelden und ein Notarztwagen wenig später zum Unglücksort fahren wollten, blieben sie den Berichten zufolge in der nun verstopften Rettungsgasse stecken.
"Für die ersten zwei Kilometer haben wir über 20 Minuten gebraucht", zitierte die "Hessenschau" ein Mitglied der freiwilligen Feuerwehr, "dann ging gar nichts mehr. Da haben wir die Fahrzeuge abgestellt, unsere Sani-Rucksäcke geschnappt und sind die letzten 800 Meter, mit Uniform und Helm, zu Fuß gegangen." Der "Bild"-Zeitung sagte der Feuerwehrmann: "Unvorstellbar, was passiert wäre, wenn das ein Verkehrsunfall mit eingeklemmten Verletzten gewesen wäre. Die Werkzeuge zur Befreiung kann man nicht einen Kilometer weit tragen. Das hätte Menschenleben gekostet."
Die Feuerwehr will nun Anzeige gegen etwa 30 besonders dreiste Autofahrer erstatten - etliche sollen die Retter nach deren eigenen Angaben sogar verspottet und ausgelacht haben. Der "Hessenschau" zufolge haben die Einsatzkräfte nach der Erstversorgung des Verletzten die Blockierer fotografiert, diese Bilder sollen der Polizei vorgelegt werden.
Erst vor wenigen Wochen hatte ein ähnlicher Fall aus Hessen bundesweit Empörung erregt. Nach einem Unfall auf der Autobahn 7 bei Kassel mussten Polizei und Rettungsdienste zwei Kilometer zu Fuß gehen, weil die Verkehrsteilnehmer im rund sechs Kilometer langen Rückstau keine Rettungsgasse gebildet hatten.
Quelle : spiegel.de
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