Werbung für Guardian vor Videos von Hasspredigern
Auch die britische Zeitung Guardian hatte Anzeigen für ihr Leserbindungsprogramm auf Youtube gebucht - diese wurden dann aber vor Videos von "amerikanischen weißen Nationalisten und einem mit einem Einreiseverbot in Großbritannien belegten islamistischen Hassprediger" gezeigt, wie der Guardian auf seiner Internetseite klagt. Dies sei "komplett inakzeptabel". Ein Google-Sprecher verwies laut Guardian auf bestehende Richtlinien, die festlegen, wo Google-Ads angezeigt werden. David Pemsel, Chef des Guardian, kündigte an, alle Werbespots auszusetzen, bis Google garantiere, dass sie nicht mehr vor solchen Videos zu sehen seien. Er rief andere Unternehmen zu ähnlichen Maßnahmen auf.
Auch die britische Regierung setzte ihre Werbespots aus und erklärte, es sei nicht hinzunehmen, dass vom Steuerzahler bezahlte Werbung neben "unangemessenen Internetinhalten" erschienen sei. Dies habe die Regierung Google "sehr klar" mitgeteilt. Ein Sprecher der Bundesregierung teilte am Dienstag mit, es sei "kein Fall bekannt, in dem regierungsamtliche Kommunikation" neben extremistischen Videos geschaltet worden sei. Bei der Platzierung von Anzeigen achte die Regierung darauf, dass sie "möglichst gut zur Zielgruppe sowie zum Thema passt".
Für Youtube geht es um viel Geld
Youtube versprach Besserung - wohl auch, weil es um viel Geld geht. Die Aktie von Google gab im frühen US-Handel um 1,7 Prozent nach. Die finanzielle Wirkung der Werbestopps dürfte für Google zwar zunächst begrenzt sein. Im Kampf um Werbekunden im Internet könnte die Diskussion aber langfristig schaden. Youtube hat vor allem bei jungen Menschen eine hohe Reichweite.
Danach gefragt, welche Internetangebote sie am liebsten nutzen, nannten deutlich mehr als die Hälfte der Mädchen und Jungen die Videoplattform YouTube. Auf Platz 2 und 3 der 12 bis 19-Jährigen landeten der Messenger-Dienst WhatsApp und die Social-Media-Plattform Facebook, ergab die Umfrage des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest.
Google-Manager Philipp Schindler schrieb am Dienstag auf dem Blog des Unternehmens, er wolle neue Mitarbeiter in Großbritannien einstellen und die Firmenpolitik bei Youtube ändern: "Wir wissen, dass Anzeigenkunden ihre Werbung nicht neben Inhalten sehen wollen, die mit ihren Werten nicht im Einklang stehen." Firmen sollen demnach größere Kontrolle darüber erhalten, wo ihre Anzeigen auf Google-Plattformen wie Youtube erscheinen. "Ab heute nehmen wir eine härtere Haltung gegenüber hasserfüllten, beleidigenden und herabwürdigenden Inhalten ein", kündigte Schindler an. Sollten Werbespots vor Videos mit extremistischen Inhalten zu sehen sein, solle dieses Problem binnen weniger Stunden gelöst werden.
Das Problem der automatisierten Werbung
Die Zeitung The Times hatte Google vorgeworfen, nicht schnell genug auf Hinweise zu fragwürdigen Inhalten zu reagieren. Bei einer Analyse seien mehr als 200 antisemitische Videos gefunden worden. Google habe es bei sechs davon nicht geschafft, sie innerhalb der von der EU verlangten Frist von 24 Stunden nach dem Bekanntwerden zu löschen.
Das Problem ist die automatisierte Ausspielung der Werbung, was auch in anderen Bereichen im Netz für Probleme sorgt. Ende 2016 standen zahlreiche (auch deutsche) Unternehmen in der Kritik, weil ihre Werbung auf der rechtspopulistischen Nachrichtenseite Breitbart aus den USA zu sehen war. Einige Unternehmen wie Procter & Gamble, die Telekom oder Kellogg wollten fortan ihre Werbung auf der Seite verhindern. Bei Youtube ist das weniger einfach. Dort wird ständig neues Material hochgeladen, das zunächst auf extremistische Inhalte geprüft werden müsste.
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