Jährlich am 25. März gibt es in Weißrussland landesweite Demonstrationen gegen den autoritären Präsidenten Alexander Lukaschenko. An diesem Tag feiert die Opposition den "Tag der Freiheit": Am 25. März 1918 wurde zum ersten Mal die Unabhängigkeit des Landes proklamiert. Die Behörden hatten die Proteste nicht genehmigt.
Die Menschenrechtsorganisation Wjasna geht von mehreren hundert Festnahmen aus. Das Innenministerium in Minsk bestätigte der staatlichen Agentur Belapan zufolge zahlreiche Einsätze, nannte jedoch zunächst keine genauen Zahlen. In der Hauptstadt, in Gomel und Witebsk wurden mindestens zehn Journalisten festgenommen, darunter auch ein Reporter der britischen BBC.
Spezialeinheiten hatten das Büro der Organisation Wjasna in Minsk gestürmt und 57 Mitarbeiter kurzfristig festgenommen, teilte die NGO auf Twitter mit. Sie hatten die Proteste, bei denen seit Wochen Menschen im ganzen Land gegen die Regierungspolitik protestierten, beobachtet und dokumentiert. Nach Angaben von Wjasna wurden seit Februar mehr als 300 Menschen in Weißrussland festgenommen. In der Ex-Sowjetrepublik Weißrussland protestieren seit Februar zahlreiche Menschen gegen eine Steuer, die Arbeitslose belasten wird. Lukaschenko hatte ausländischen Geheimdiensten vorgeworfen, die Demonstrationen zu steuern. Er hat in 23 Jahren jeden Widerstand gegen seine Herrschaft erstickt.
Der Regierungsgegner und Dichter Wladimir Nekljajew wurde in der Nacht auf Samstag in einem Zug in der Stadt Brest festgenommen, wie die staatliche Agentur Belapan berichtete. Der heute 70-Jährige war bei den Präsidentschaftswahlen 2010 gegen den autoritär regierenden Staatschef Alexander Lukaschenko angetreten und gilt als einer der wichtigsten Oppositionsführer des Landes. Er sollte eine der Demonstrationen in Minsk anführen. Europastaatsminister Michael Roth reagierte besorgt auf die Entwicklungen in Weißrussland. "Keine Gewalt. Jetzt deeskalieren. Minsk muss wissen, was auf dem Spiel steht. Meinungsfreiheit respektieren!", twitterte er.
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