Polen verlässt das Eurokorps - oder?

  29 März 2017    Gelesen: 359
Polen verlässt das Eurokorps - oder?
Es ist ein früher Baustein der europäischen Militärstruktur: 1993 beschließen Deutschland und Frankreich das Eurokorps. Inzwischen ist es eine schnelle Eingreiftruppe, die Nato und EU zur Verfügung steht. Doch Polen hat nun angeblich keine Lust mehr.
Verwirrung um Polens Engagement im Eurokorps: Ein Sprecher des Hauptquartiers in Straßburg zu AFP sagte, die polnische Regierung zieh ihre Soldaten aus der europäischen Eurokorps-Truppe zurück. Die 120 polnischen Soldaten sollten binnen drei Jahren abgezogen werden. Es handele sich um eine "Entscheidung der polnischen Regierung", erklärte der Oberst Vicente Dalmau. Polens Regierung wiedersprach jedoch. "Es ist nicht wahr, dass Polen sich aus dem Eurokorps zurückzieht. Halten wir uns an die Fakten", schrieb Regierungssprecher Rafal Bochenek.

Zuvor hatte auch der Radiosenders RMF FM unter Berufung auf einen EU-Diplomaten gemeldet, Polens Verteidigungsminister Antoni Macierewicz wolle das Engagement des Landes zurückfahren. Gründe seien Polens verstärktes Engagement bei der Aufrüstung der Nato-Ostflanke sowie die Kosten. Der Europkorps habe für Polen aus militärischer Sicht keinen Nutzen gehabt, hieß es außerdem weiter in dem Bericht.

Das Eurokorps ist eine Art schnelle Eingreiftuppe im Rahmen der Nato, die von mehreren europäischen Ländern, unter ihnen Deutschland, gestellt wird. Zu den sogenannten Rahmennationen gehören ferner Frankreich, Spanien, Belgien und Luxemburg. Es ist nach Angaben der Bundeswehr in erster Linie ein militärisches Hauptquartier, das bis zu 60.000 Soldaten führen kann.

Das Hauptquartier in Straßburg besteht aus einem Stab mit Unterstützungseinheiten mit rund tausend Bediensteten. Soldaten der Assoziierten Nationen Polen, Griechenland, Italien, Türkei und Rumänien verstärken das Eurokorps bislang. Berichten zufolge hatte Polen in der Vergangenheit sogar erwogen zur siebten Rahmennation aufzusteigen.

1992 hatten der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl sowie Frankreichs Staatschef François Mitterrand offiziell die Aufstellung des Eurokorps beschlossen. Seinen ersten realen Einsatz hatte das Korps 1998 in Bosnien-Herzegowina. Später stellte das Korps nach eigenen Angaben den Kern des Führungsstabs der KFOR-Mission. Ab Anfang 2004 war das Eurokorps auch in Afghanistan im Einsatz.

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