Polizei fasst Verdächtigen im Fall Bögerl

  06 April 2017    Gelesen: 356
Polizei fasst Verdächtigen im Fall Bögerl
Im Fall Maria Bögerl klicken die Handschellen: Rund sieben Jahre nach dem Mord an der Bankiersgattin aus Heidenheim können Ermittler einen Verdächtigen festnehmen. Hat er die Bankiersfrau entführt und erstochen?
Der Fall der Entführung und Ermordung der Bankiersfrau Maria Bögerl aus Heidenheim steht womöglich kurz vor der Aufklärung: Nach neuen Hinweisen aus der Öffentlichkeit konnte die Polizei einen Verdächtigen festnehmen, wie das Bundeskriminalamt (BKA) am frühen Morgen bestätigt.

In der Nacht hatte es zunächst nur geheißen, es habe in einem Mordfall aus dem Jahr 2010 eine Festnahme gegeben. Der Fall ist einer der bekanntesten ungeklärten Mordfälle in Deutschland: Die Ehefrau des damaligen Heidenheimer Sparkassenchefs war am 12. Mai 2010 aus ihrem Haus entführt und umgebracht worden. Der Täter verlangte 300.000 Euro. Dabei soll der Entführer Dialekt gesprochen haben.

Die Übergabe des Lösegelds scheiterte. Knapp zwei Wochen nach der Entführung fand ein Spaziergänger die verweste Leiche der 54-Jährigen an einem Waldrand bei Heidenheim. Bögerl, zweifache Mutter, war erstochen worden, wie eine Obduktion ergab. Tatwerkzeug war demnach eine etwa 20 Zentimeter lange Klinge. Ihr Ehemann tötete sich später selbst. Er war - allem Anschein nach vollkommen zu Unrecht - in Verdacht geraten, in den Fall verwickelt gewesen zu sein.

"Es ist eine heiße Spur"

Zur Identität des Verdächtigen und Details der Festnahme wollte eine BKA-Sprecherin am Morgen nach der Festnahme zunächst keine Angaben machen. Sie sagte lediglich, es handele sich um den Verdächtigen, nach dem öffentlich gefahndet worden sei. Ob er tatsächlich mit dem Fall zu tun habe, müsse nun geprüft werden.

Ermittler hatten im vergangenen Sommer neue Hinweise auf den mutmaßlichen Täter erhalten und daraufhin eine umfangreiche Öffentlichkeitsfahndung gestartet. Zuletzt hatte das BKA bundesweit mit Phantombild und Stimmprobe nach einem Mann gesucht, der die Tat im Juli 2016 vor Zeugen im westfälischen Hagen zugegeben und konkrete Angaben dazu gemacht hatte.

Betrunken die Tat gestanden?

"Ganz konkret hat er gesagt, er habe Maria Bögerl erstochen", sagte der leitende Ermittler Michael Bauer von der Polizei in Ulm am Mittwochabend in der TV-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst". Die Rede war von einer "heißen Spur." Bauers Angaben zufolge waren im Juli 2016 zwei junge Männer Zeugen eines ungewöhnliches Geständnisses geworden. Die beiden wurden in Hagen von einem offenbar betrunkenen Mann angesprochen. Dieser habe dabei Angaben zu dem Mordfall gemacht, hieß es im Fahndungsaufruf der Polizei.

Geistesgegenwärtig nahmen die Männer das Gespräch mit ihrem Handy auf und riefen die Polizei. Als die alarmierten Beamten eintrafen, war der mysteriöse Mann allerdings bereits verschwunden. "Nach unserer Einschätzung könnte dieser Unbekannte tatsächlich der Mörder von Maria Bögerl sein", erklärte Ermittler Bauer.

Kannte der Mörder sein Opfer?

In dem aufgezeichneten Gespräch mit den beiden jungen Männern gab der Verdächtige an, aus Ochsenberg in der Gemeinde Königsbronn in Baden-Württemberg zu stammen - der Ort liegt nicht weit entfernt vom Tatort bei Heidenheim nördlich von Ulm.

Auch seine Stimme soll zu früheren Hinweisen auf den mutmaßlichen Mörder von Maria Bögerl passen. Früher sei er nach eigenen Angaben Angehöriger der Bundeswehr gewesen und habe einen Speziallehrgang bei einer Kompanie für "Psychologische Verteidigung" absolviert, teilte der Verdächtige seinen Zuhörern laut Mitschnitt mit.

"Die Person konnte festgenommen werden"

Auf der Homepage des BKAs waren ein Foto, eine Beschreibung und auch eine Stimmaufzeichnung des Mannes verlinkt. Das BKA hat die Angaben mittlerweile zurückgezogen: "Fahndung beendet", heißt es dort. "Die Person konnte festgenommen werden."

Ob die Einbeziehung der Öffentlichkeit zum Fahndungserfolg beitrug, ist noch unklar. Am Ende der TV-Ausstrahlung von "Aktenzeichen XY ... ungelöst" hieß es bereits, es habe "eine Reihe von Hinweisen" aus dem TV-Publikum gegeben, erste Überprüfungen konkreter Personen seien bereits am Abend angelaufen.

Ob es sich bei dem festgenommenen Mann tatsächlich um Maria Bögerls Mörder handelt, dürfte sich aus der Sicht der Ermittler rasch feststellen lassen: Im Wagen der entführten Frau konnte die Polizei DNS-Spuren sichern, die 2014 für einen Massen-Gentest in der Region genutzt wurden. Die Aktion brachte die Beamten damals allerdings nicht weiter. Ein aktueller Abgleich mit einer Speichelprobe des Verdächtigen könnte möglicherweise schnell neue Beweise liefern.

Quelle: n-tv.de , mmo/dpa

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