Tatverdächtiger spricht von Hass

  06 April 2017    Gelesen: 401
Tatverdächtiger spricht von Hass
Einer der großen, ungelösten Kriminalfälle Deutschlands steht womöglich kurz vor der Aufklärung: Kurz nach seiner Festnahme gewährt ein Verdächtiger Einblick in sein Seelenleben, bestreitet aber die Tat. Hat ihn Hass auf die Familie zum Mord an Maria Bögerl getrieben?
Der im Mordfall Bögerl festgenommene Tatverdächtige hat bei einem ersten Verhör Hinweise zu einem möglichen Tatmotiv geliefert. Der Mann habe angegeben, Hass auf die Familie Bögerl verspürt zu haben, teilte ein Sprecher der Ulmer Polizei am Morgen mit.

Der Tatverdächtige bestreitet allerdings, an der Tat beteiligt gewesen zu sein, wie die Staatsanwaltschaft Ellwangen betont. Der 47 Jahre alte Mann wurde demnach am Vorabend in Königsbronn im Kreis Heidenheim festgenommen. Die Kriminalpolizei kläre derzeit ab, hieß es weiter, ob es sich bei dem Mann um einen Tatbeteiligten aus der Entführung und Ermordung der Bankiersgattin Maria Bögerl vor sieben Jahren handele.

"Heiße Spur" nach sieben Jahren

Sein genetischer Fingerabdruck werde derzeit mit der Erbsubstanz verglichen, die im Auto der am 12. Mai 2010 entführten und umgebrachten Bankiersgattin Maria Bögerl gesichert worden war. Die DNA-Spuren stammen mutmaßlich von dem oder den Entführern. Ergebnisse des DNA-Abgleichs seien um die Mittagszeit zu erwarten, erklärte ein Polizeisprecher.

Ein groß angelegter Gentest in der Region hatte in den Monaten nach der Tat keine neuen Hinweise ergeben. Königsbronn liegt etwa zehn Kilometer von Heidenheim entfernt, wo die Familie Bögerl wohnte. Die Ermittlungen in dem Fall liegen federführend bei der Polizei Ulm, in deren Einzugsbereich der Tatort bei Heidenheim liegt.

Ein Betrunkener mit Täterwissen?

Erst durch Zufall kamen die Ermittler dem mutmaßlichen Mörder Maria Bögerls auf die Spur. Der Verdächtige hatte im Juli 2016 im westfälischen Hagen in betrunkenem Zustand zwei Männer angesprochen, den Fall erwähnt und dabei Angaben gemacht, die ihn schwer belasten. "Dieser Mann weiß Dinge, die nur jemand wissen kann, der bei der Tat dabei war", sagte ein Polizeisprecher dem SWR.

Wie aus einem Mitschnitt des Gesprächs hervorgeht, erklärte der Verdächtige ganz konkret, Maria Bögerl erstochen zu haben. Unter anderem ist von einem Bundeswehr-Kampfmesser die Rede, dessen Klingenlänge zu den Obduktionsergebnissen passt. Die beiden jungen Männer hatten das ungewöhnliche Geständnis des Betrunkenen mit einem Handy aufgezeichnet und anschließend die Polizei alarmiert.

Die Ermittler starteten daraufhin eine umfangreiche Öffentlichkeitsfahndung: Mithilfe eines Phantombilds und einer Stimmprobe bat das Bundeskriminalamt um Hinweise auf die Identität und den Verbleib des gesuchten Mannes. Zuletzt trat der leitende Ermittler der Polizei Ulm erneut in der TV-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" auf, um den Fahndungsdruck zu erhöhen. Am Ende der Sendung hieß es bereits, es habe "eine Reihe von Hinweisen" aus dem TV-Publikum gegeben. Erste Überprüfungen konkreter Personen seien bereits am Abend angelaufen. In der Nacht kam es dann zur Festnahme.

Quelle: n-tv.de , mmo/dpa

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