Damit beleidigt er einen Großteil der Türken, die sich hinter die Verfassungsänderung gestellt haben und zeigt wie eng seine Vorstellungen der Meinungsfreiheit in Wirklichkeit geschnürt sind: Alles was seinen Gedanken widerspricht scheint per se falsch und asozial zu sein.
Er habe immer an einen Mittelweg geglaubt, aber die Türken seien „mittlerweile so extrem verbohrt und verbrämt, dass sie schlimmere Nazis geworden" seien, „als die Nazis selbst."
Mit diesem extremen Nazi-Vergleich und einer Verallgemeinerung der türkischen Staatsbürger, stellt er dann auch zugleich seine Doppelmoral zur Schau. Solche Vergleiche scheinen immer nur dann legitim, wenn sie in Richtung Ankara gesendet werden. Hatte man doch gerade bei diesem Thema hierzulande ganze Debatten ausgelöst an denen er sich maßgeblich beteiligte. Er halte den Doppelpass inzwischen für ein Integrationshindernis, sagte er noch vor kurzem in der Talkshow bei „Anne Will."
„Da stehen diese ,Azzlackz' in Köln, zu Hunderttausenden, schwenken diese Fahne, die sie gar nicht verdient haben.", schreit er hasserfüllt ins Mikro und verallgemeinert damit ganze Wähler.
Die deutschen Medien hatten bereits im Vorfeld das Bild des unfähigen und Demokratie-fremden „Ja"-Wählers und dem scheinbar vorbildlich integrierten „Nein"-Wählers verbreitet.
Jedenfalls scheint Serdar Somuncu, als bekennender deutscher Staatsbürger, sehr gut zu wissen was türkisch sein bedeutet. Man würde gerne wissen, wie viel Zeit er in der Türkei verbracht hat und wie viel er vom Land gesehen hat, um sich in Deutschland als Experte aufzuspielen.
„Demokratie und Menschenrechte gibt es hier in Deutschland. Gehe mal mit deiner großen Schnauze in die Türkei und sag mal was gegen den Strich. In das Land, was du für demokratisch hältst!", fügt er hinzu.
„Viele von denen, die hierzulande die AKP bei dem Referendum unterstützt haben, würden wahrscheinlich nicht einmal eine Woche in der Türkei leben können, weil ihnen dann elementare Freiheiten fehlen würden", sagte Somuncu im Vorfeld in der Sendung „Stern-TV".
Es sei ihm geraten, wenigsten einen Monat in Istanbul zu verbringen, und sein privates Leben in gleicher Form dort zu leben und dann davon zu berichten, welche Freiheiten er nicht genießen konnte. Denn sein Bier kann er weiterhin trinken, auch kann er die Restaurants besuchen, wo man ihm Schweinefleisch serviert und Nachts kann er in die zahlreichen Clubs gehen und feiern bis die Sonne aufgeht. Am Nächsten Morgen hat er dann die Möglichkeit davon zu berichten wo genau das Problem liegt.
Erschienen auf dailysabah
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