BND soll Interpol ausgespäht haben

  22 April 2017    Gelesen: 471
BND soll Interpol ausgespäht haben
Nicht nur befreundete Regierungen soll der Bundesnachrichtendienst überwacht haben, sondern auch internationale Polizeibehörden. Laut einem Bericht hat der BND jahrelang Interpol bespitzelt. Eine weitere Behörde ist demnach ebenfalls Ziel von Spähaktionen gewesen.
Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat möglicherweise über Jahre hinweg die internationale Polizeiorganisation Interpol ausgespäht. Das berichtete der "Spiegel". Die Grünen sehen darin einen "skandalösen und unfassbaren Vorgang".

Interpol gehören 190 Mitgliedstaaten an. Neben der Interpol-Zentrale im französischen Lyon habe der deutsche Geheimdienst spätestens seit dem Jahr 2000 über einen längeren Zeitraum auch Verbindungsbüros des Polizeinetzwerks in Österreich, Dänemark, Belgien, Griechenland, Spanien, Italien, den USA und dutzenden weiteren Ländern angezapft, hieß es weiter. Das gehe aus Unterlagen hervor, die der "Spiegel" einsehen konnte.

Demnach speiste der BND neben E-Mail-Adressen auch Telefon- und Faxnummern der Fahnder in seine Selektorenliste zur Überwachung ein. Selektoren sind Suchbegriffe, mit denen Geheimdienste relevante Informationen aus Datenströmen filtern. Die Bundesregierung machte keine Angaben dazu. "Die Bundesregierung äußert sich zu geheimdienstlichen Angelegenheiten gegenüber den parlamentarischen Gremien", sagte ein Sprecher.

Neben Interpol seien auch Daten der europäischen Polizeibehörde Europol im niederländischen Den Haag erfasst worden. Fragen dazu, etwa ob das Ausspähen von Polizeibehörden in Europa durch das Auftragsprofil der Bundesregierung gedeckt war, beantwortete der BND dem Bericht zufolge nicht. Ein Sprecher habe mitgeteilt, zu operativen Aspekten seiner Arbeit äußere sich der Dienst ausschließlich gegenüber der Bundesregierung und den zuständigen Gremien des Bundestages.

Von Notz: Gefahr für Rechtsstaatlichkeit

"Dass Nachrichtendienste auch Polizeibehörden ausspähen, ist ein skandalöser und unfassbarer Vorgang", erklärte Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz. "Wir wissen inzwischen, dass auch Parlamente, diverse Unternehmen und selbst Journalisten sowie Presseverlage im Visier auch eng befreundeter Länder stehen."

Dass all dies durch journalistische Recherche und Whistleblower wie den früheren US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden ans Licht komme, offenbare das Fehlen belastbarer rechtlicher Einhegung der Arbeit der Dienste und die Wirkungslosigkeit parlamentarischer Kontrolle, fügte von Notz hinzu. Dies sei aber offenbar von den Regierungsparteien SPD, CDU und CSU so gewollt. "Es ist eine Gefährdung unserer Rechtsstaatlichkeit."

Quelle: n-tv.de

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