IS baut paramilitärische Untergrundorganisation in Westeuropa auf

  20 November 2015    Gelesen: 734
IS baut paramilitärische Untergrundorganisation in Westeuropa auf
Ein Terrorexperte warnt vor der Verbreitung des IS in Europa. Die Miliz sei derzeit dabei, sich zu einer paramilitärischen Untergrundorganisation zu entwickeln. Die Pariser Anschläge kämen der Definition eines städtischen Guerillakrieges nahe.
Nach den Anschlägen von Paris hat der australische Terrorexperte und Ex-Pentagon-Berater David Kilcullen vor einem Guerillakrieg der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Westeuropa gewarnt.

Der IS entwickele sich gerade zu einer "strukturierten Organisation" wie die Untergrundorganisationen IRA in Nordirland oder die ETA in Spanien, sagte Kilcullen in einem Interview. Zwar stehe die Entwicklung noch ganz am Anfang. Zu beobachten sei aber "die Entstehung einer ziemlich weit verbreiteten, paramilitärischen Untergrundorganisation in Westeuropa".

Al-Kaida baut Team auf

Der IS gehe bei seinen Anschlägen ganz anders vor als das Terrornetzwerk Al-Kaida, erklärte Kilcullen, der nach seiner Zeit beim australischen Militär unter anderem den US-General David Petraeus im Irak-Krieg beriet. Al-Kaida baue für seine "Expeditionsanschläge" in einem Land ein Team auf, schmuggele es dann in ein anderes Land, "und alle sterben".

Mit konspirativen Wohnungen, Waffenverstecken und untergetauchten Attentätern kämen die Anschläge von Paris "der klassischen Definition von städtischem Guerillakrieg schon viel näher".

"Sollten den IS wie einen feindlichen Staat behandeln"

Die von den USA angeführte Militärkoalition in Syrien und im Irak behandele den IS aber wie eine "Terrororganisation" und greife vor allem einzelne Anführer und Waffenlager an, sagte Kilcullen, der in Washington inzwischen die Beratungsfirma Caerus Global Solutions leitet.

"Wir sollten den IS aber wie einen feindlichen Staat behandeln", sagte Kilcullen, der Angriffe auf die Strom- und Wasserversorgung und die vom IS kontrollierten Städte, Ölfelder und Raffinerien empfiehlt.
Luftangriffe gegen den IS haben noch nicht angefangen
Um den IS wirksam zu bekämpfen, empfiehlt Kilcullen zudem eine massive Ausweitung der Luftangriffe. Bislang fliege die US-Luftwaffe lediglich zehn bis 15 Luftangriffe am Tag, sagte Kilcullen.

Die Nato habe im Kosovo-Krieg 1999 aber 250 Angriffe am Tag geflogen und im Afghanistan-Krieg zwei Jahre später immerhin mehr als hundert. Die Luftangriffe gegen den IS seien also nicht "gescheitert", sondern hätten noch gar nicht richtig angefangen, sagte Kilcullen.

Kampf gegen Islamisten muss intensiviert werden

Einen massiven Einsatz von Bodentruppen hält der Ex-Pentagon-Berater, der die USA 2003 vor dem Einmarsch in den Irak gewarnt hatte, nicht für sinnvoll. Er empfiehlt zwar "ein paar mehr" Spezialkräfte und Berater vor Ort, vor allem aber eine "drastische Ausweitung der Luftunterstützung".

Nötig seien zehn bis 20 Mal so viele Luftangriffe wie bislang. Dazu gebe es "keine Alternative", sagte Kilcullen. Die Anschläge von Paris hätten gezeigt, dass der IS mit der bisherigen Strategie nicht gestoppt werden könne.

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