Stolperstein Kurden: „Erdogan ist in der Lage, den USA das Leben zu erschweren“

  12 Mai 2017    Gelesen: 1117
Stolperstein Kurden: „Erdogan ist in der Lage, den USA das Leben zu erschweren“
Donald Trump will kurdische Milizen in Syrien mit Waffen beliefern. Das ist keine gute Nachricht für Recep Tayyip Erdogan im Vorfeld dessen USA-Besuchs. Wahrscheinlich wird der türkische Präsident nun eine Art Entschädigung fordern, prognostiziert das russische Magazin „Expert“.
Die Zeitschrift zitiert in ihrer Onlineausgabe Pentagon-Chef James Mattis, demzufolge die kürzlich beschlossene Waffenlieferung an die kurdischen YPG-Milizen keineswegs dem US-Kurs auf eine Zusammenarbeit mit der Türkei widerspreche.

Der „Expert“ kommentiert, diese Erklärung werde Erdogan kaum befriedigen. Nach Ansicht der türkischen Führung seien jene syrischen Kurden-Organisationen, die eine Autonomie fordern, in mancher Hinsicht gefährlicher als religiöse Radikale: „Die IS-Gruppe versucht zumindest nicht, die für die Türkei schmerzhafte Kurden-Frage zu instrumentalisieren, und sieht für Erdogan in diesem Sinne wie das kleinere Übel aus.“

„Dazu noch nahmen die türkischen Militärs ebenfalls Rakka ins Visier. Ein Sturm auf die IS-Hochburg hätte, so die Idee der Strategen in Ankara, den monatelangen Einsatz ‚Schutzschild Euphrat‘ krönen sollen. Zum Ärger von Erdogan musste dieser jedoch auf die Lorbeeren eines Helden, der das Terror-Bollwerk erstürmt, verzichten. Schuld daran war die Position der Verbündeten im Kampf gegen den IS (besonders die Position Russlands), aber auch nicht zuletzt das Versagen jener bewaffneten Gruppen der syrischen Opposition, auf die die Türkei setzte“, so der Kommentar.

„Die Kurden verfügen dagegen derzeit über durchaus kampffähige Heeresformationen. Deren militärische Bedeutung wird zweifelsohne weiter zunehmen, sobald sie US-Waffen bekommen“, prognostiziert der „Expert“.

Vor diesem Hintergrund bestehe nun eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Trumps Entscheidung ernsthafte Probleme im türkisch-amerikanischen Verhältnis verursachen werde: „Dabei ist Erdogan durchaus in der Lage, den USA das Leben zu erschweren. Man darf beispielsweise nicht vergessen, dass sich der Nato-Stützpunkt Incirlik ausgerechnet in der Türkei befindet. Eine Schließung dieser Basis für die US-Militärs (Erdogan hatte ja einst Washington damit gedroht) wäre in der Lage, die Luftunterstützung für die Kurden-Offensive sehr zu verkomplizieren.“

Washingtons Entscheidung, die YPG-Milizen mit Waffen zu versorgen, sehe wie eine Ohrfeige für Erdogan aus, der am 15. Mai in die USA zu Besuch kommen will. Die Frage sei nun, ob der türkische Präsident die amerikanische Freundschaftsbeteuerung für eine genügende Entschädigung halte. Wahrscheinlich werde er mehr verlangen, so der Kommentar weiter.
Das Magazin weist darauf hin, dass die Türkei eine Auslieferung von Prediger Fethullah Gülen aus den USA fordert, gegen den die türkische Führung schwere Vorwürfe bis hin zur Putsch-Vorbereitung erhebt: „Sein Schicksal soll ein Thema der Gespräche zwischen Trump und Erdogan werden. Gülen sollte sich Sorgen machen. Aus Sicht der Regierung in Ankara wäre er eine durchaus passende Entschädigung für den Verzicht auf Rakka. Und das Wort ‚Deal‘ zählt zu den beliebtesten in Trumps Wortschatz.“

Quelle : sputnik.de

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