Auf dem jüngsten Foto ist eine tanzende Kanzlerin zu sehen. Doch die Showeinlage im Kanzleramt hatte einen wissenschaftlichen Grund. Als Merkel bei der Verleihung des Nationalen Integrationspreises mit der 78-jährigen Maren Heinzerling ein paar Worte wechselte, kam die gemeinsame Begeisterung für Physik zutage und Merkel, sichtlich in ihrem Metier, blühte auf und ließ sich zu einem spontanen Anschauungsexperiment hinreißen.
Die beiden Frauen wollten den umstehenden Zuschauern zeigen, wie man die Zentrifugalkraft (unter Laien auch als Fliehkraft bekannt) am eigenen Leib erfahren kann. Und so fassten sich Merkel und die Seniorin an den Händen, drehten sich im Kreis - und tanzten.
Maren Heinzerling zählt zu den ersten Eisenbahningenieurinnen Deutschlands. Die "Berliner Morgenpost" stellte sie einst in ihrer Serie "Lichter der Großstadt" als "bezaubernde Ingenieurin" vor. Sie war an der Entwicklung des ICE beteiligt, am Transrapid, arbeitete an den ersten Computern, als diese noch groß waren wie Schränke. Schon bevor sie vor 17 Jahren in den Ruhestand ging, engagierte sie sich für den Nachwuchs. 1991 rief sie den Vorläufer des "Girl's Day" ins Leben, jene inzwischen bundesweite Veranstaltung, die Mädchen für technische Berufe begeistern will. Für den erstmals verliehenen Integrationspreis nominiert wurde Heinzerling für ihr Projekt "Zauberhafte Physik mit Lesekisten", bei dem Flüchtlingskinder spielerisch an Physik herangeführt werden sollen. Mit der Idee kam sie unter die zehn besten nominierten Initiativen.
Hauptpreisträger war die Stadt Altena im Sauerland. Merkel würdigte das Altenaer Konzept zur Integration von Flüchtlingen. Das Leitbild der 17.300-Einwohner-Stadt lautet "Vom Flüchtling zum Altenaer Mitbürger". Für jede Flüchtlingsfamilie gibt es in Altena einen eigenen "Kümmerer" und eine Unterbringung in eigenen Wohnungen mit Nachbarschaftskontakt statt anonymer Sammelunterkünfte.
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