Watzke-Brief: „Keine Grundlage für erfolgreiche Zusammenarbeit“

  30 Mai 2017    Gelesen: 683
Watzke-Brief: „Keine Grundlage für erfolgreiche Zusammenarbeit“
Nachdem der BVB die Trennung von Trainer Thomas Tuchel am Dienstagmittag zunächst mit einer Pressemitteilung ohne persönliche Stellungnahmen der Verantwortlichen bestätigt hatte, wendete sich Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (Foto) nur wenige Stunden später auf der Klub-Homepage mit einem offenen Brief an die Anhänger der Westfalen. Die sportliche Führung Dortmunds habe „in der gegenwärtigen personellen Konstellation leider keine Grundlage mehr für eine auf Vertrauen ausgelegte und perspektivisch erfolgreiche Zusammenarbeit“ mit Tuchel gesehen.
„Der Verlust von Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaryan; die Integration vieler junger und unglaublich talentierter Spieler; der langfristige Ausfall einiger Akteure, die als Leistungsträger und Korsettstangen dieser Mannschaft im Umbruch fest eingeplant waren“, seien für den Verein in der vergangenen Spielzeit große Herausforderungen gewesen, deren Bewältigung im Jahresverlauf zusätzlich durch negative Geschehnisse abseits des Platzes erschwert worden seien, spielte Watzke in seiner Eröffnung unter anderem auf die Ausschreitungen beim Heimspiel gegen RB Leipzig, die folgende Südtribünen-Sperre sowie den Bombenanschlag auf die Mannschaft im April im Rahmen des Champions League-Duells mit Monaco an.

Das sportliche Abschneiden des Teams, das am vergangenen Wochenende den DFB-Pokal gewonnen und sich zuvor als Drittplatzierter der Bundesliga direkt für die Champions League qualifiziert hatte, sei vor diesem Hintergrund „umso bemerkenswerter.“ Der Kader habe „Historisches“ geleistet, so Watzke weiter, ein Dank dafür gebühre, „das ist doch völlig klar“, Trainer Thomas Tuchel.

Michael Zorc und ich haben uns in der Zusammenarbeit mit dem Trainerteam auch aufgerieben

Die Klub-Führung könne Kritik und Unverständnis von Teilen der Anhängerschaft mit Blick auf die Trennung vom 43-Jährigen nachvollziehen, der Geschäftsführer gestand ein, die sportlichen Ziele unter Tuchel erfolgreich erreicht zu haben - zugleich stellte Watzke jedoch Loyalität und Verlässlichkeit Tuchels in Frage:

„Allerdings haben wir – Michael Zorc als Sportdirektor und ich – uns in dieser Zeit in der Zusammenarbeit mit dem Trainerteam auch aufgerieben. Es geht bei der Wahrnehmung von Führungsverantwortung, und da unterscheidet sich Borussia Dortmund letztlich keineswegs von jedem anderen Sportverein oder Unternehmen, nicht ausschließlich um das Ergebnis. Es geht immer auch um grundlegende Werte wie Vertrauen, Respekt, Team- und Kommunikationsfähigkeit, um Authentizität und Identifikation. Es geht um Verlässlichkeit und Loyalität.“

„Wir haben in der gegenwärtigen personellen Konstellation leider keine Grundlage mehr für eine auf Vertrauen ausgelegte und perspektivisch erfolgreiche Zusammenarbeit gesehen. Deshalb haben wir uns nach intensiven Gesprächen und vielen Diskussionen letztlich zu der Maßnahme entschlossen, die Zusammenarbeit mit dem Trainerteam nicht über das Ende der Saison 2016/17 hinaus fortzusetzen. Diese gemeinsame Entscheidung wird von allen Gremien innerhalb des Vereins und der KGaA einstimmig getragen“, erklärte Watzke, der um Verständnis bat, „dass wir weder heute noch in Zukunft genaue Erklärungen abgeben können und werden.“

Das sehr spezielle Verhältnis, das wir zu Jürgen Klopp hatten, war nie Maßstab für die Zusammenarbeit mit Thomas Tuchel

Watzke sei darüber hinaus „nicht der Ansicht, dass Klubverantwortliche und Trainer grundsätzlich immer dicke Freunde sein müssen. Das sehr spezielle Verhältnis, das wir, insbesondere Michael Zorc und ich, zu Jürgen Klopp hatten, war nie der Maßstab für die Zusammenarbeit mit Thomas Tuchel und wird nicht der Maßstab bei künftigen BVB-Trainern sein.“

Der 57-Jährige schloss in seinem Statement ab: „Noch eines möchte ich versichern: Seit ich in verantwortlichen Positionen für Borussia Dortmund tätig bin, habe ich das Wohl des BVB immer über alles andere gestellt. [...] Borussia Dortmund hat aus den Fehlern, die 2004/05 um ein Haar zur Insolvenz geführt hätten, gelernt. Wir alle analysieren unser Handeln selbstkritisch, niemand nimmt sich wichtiger als den Verein, niemand stellt persönliche Eitelkeiten über die Interessen von Borussia Dortmund.“

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