Gabriel überraschend in Libyen eingetroffen

  08 Juni 2017    Gelesen: 625
Gabriel  überraschend in Libyen eingetroffen
Im Mittelmeerstaat Libyen herrscht Chaos. Das machen sich Schlepper zu Nutze: Der Wüstenstaat ist die wichtigste Transitroute für Mittelmeerflüchtlinge. Außenminister Gabriel ist nun unangekündigt zu einem riskanten Besuch eingetroffen.
Außenminister Sigmar Gabriel ist zu einem überraschenden Besuch im nordafrikanischen Krisenstaat Libyen eingetroffen. Er will dort Gespräche mit der international anerkannten Übergangsregierung führen und sich über die Flüchtlingslage informieren. Gabriel versprach 3,5 Millionen Euro zusätzlich für die Flüchtlingshilfe in dem Krisenstaat. Das Geld soll zur Verbesserung der teils katastrophalen Zustände in den Flüchtlingslagern des von jahrelangem Bürgerkrieg erschütterten Landes verwendet werden.

Von der libyschen Küste aus gelangt der größte Teil der Flüchtlinge aus Afrika über das Mittelmeer nach Europa. Allein in den ersten fünf Monaten des Jahres waren es rund 60.000 Menschen - 26 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Etwa 1700 Flüchtlinge ertranken in dieser Zeit auf dieser Mittelmeerroute.

Der Besuch Gabriels wurde aus Sicherheitsgründen bis zur Ankunft geheim gehalten. Der Außenminister flog mit einer Transportmaschine der Bundeswehr vom sizilianischen Militärstützpunkt Sigonella nach Tripolis. Da es keine regulären internationalen Truppen in Libyen gibt, gilt der Besuch als besonders gefährlich. Auch fast alle internationalen Organisationen haben das Land verlassen; die meisten Botschaften in Tripolis sind geschlossen.

Ein Land, drei Regierungen

"Unser Ziel ist es, uns - gemeinsam mit den Libyern - gegen den Sog der Instabilität zu stemmen", sagte Gabriel nach seiner Ankunft in der Hauptstadt Tripolis. Die Konfliktparteien rief er zu Gesprächs- und Kompromissbereitschaft auf. "Nur dann besteht eine Chance auf eine Beruhigung der Kampfhandlungen und - mittelfristig - auf Ordnung und Staatlichkeit."

Seit dem mit westlicher Hilfe erfolgten Sturz des Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 herrscht in Libyen Bürgerkriegschaos. Drei Regierungen reklamieren die Macht für sich, ihr Einfluss ist jedoch lokal begrenzt. Die von den Vereinten Nationen unterstützte Regierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch hat kaum Kontrolle über die Hauptstadt Tripolis hinaus.

Sie konkurriert mit einer selbst ernannten "Regierung der nationalen Rettung" um die Macht. Hinzu kommt der umstrittene, aber militärisch mächtige General Chalifa Haftar, der die Unterstützung des Parlaments in Ost-Libyen hat und immer weiter in Richtung Tripolis marschiert.

Quelle: n-tv.de , shu/dpa

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