Causa Donnarumma: Raiola wirft Milan Mobbing vor – „Ging nie ums Geld“

  19 Juni 2017    Gelesen: 591
Causa Donnarumma: Raiola wirft Milan Mobbing vor – „Ging nie ums Geld“
Der Fall Gianluigi Donnarumma (Foto) entwickelt sich zur Schlammschlacht. Berater Mino Raiola hat dem AC Mailand nach der Absage des 18-jährigen Torwarts an eine Verlängerung harte Vorwürfe gemacht – u.a., dass sein Klient gemobbt worden sei. Milan-Vorstandschef Marco Fassone reagierte darauf umgehend und dementierte die Aussagen des Agenten im „Corriere dello Sport“.
Raiola sprach am Sonntag mit italienischen TV-Vertretern, um die Entscheidung Donnarummas, nicht über 2018 hinaus bei den Rossoneri zu verlängern, zu begründen. „Die Situation wurde zu gewalttätig und feindselig, deshalb gab es keinen Weg zurück“, so der berüchtigte Spieleberater.

„Wir haben eine Entscheidung getroffen, die wir so nicht wollten. Es hat nichts mit Geld zu tun. Donnarummas Familie wurde bedroht und er, dass er nicht mehr spielen werde. Man kann keinen Spieler mit Drohungen halten.“ Verschiedene Medien hatten zuvor berichtet, Milan habe Donnarumma inklusive möglicher Boni 5 Millionen Euro netto pro Jahr geboten.

Raiola sagte in aller Deutlichkeit: „Jetzt gibt es ein ernstes Risiko, dass er ein Jahr verpassen könnte. Seine Qualität macht das zwar unwahrscheinlich. Aber das grenzt schon an Mobbing.“ Italienische Medien spekulieren schon seit Wochen, dass Donnarumma, der bereits mit 16 Jahren Stammtorwart bei Milan war, die Saison 2017/18 auf die Tribüne gesetzt werden könnte, sollte er nicht verlängern.

„Wir haben noch nicht einmal über Geld oder Ausstiegsklauseln gesprochen, weil es uns nicht gestattet war, so weit zu gehen“, so Raiola weiter. „Er war bereit, einen neuen Vertrag zu unterschreiben, hatte keine Zweifel. Aufgrund der um ihn herum gebauten Umstände haben sie uns gezwungen, die Verhandlungen abzubrechen.“

Milan habe Donnarumma bis zum 13. Juni Zeit gegeben, eine Entscheidung zu treffen. Diese wurde in der vergangenen Woche bekannt gegeben. Raiola übernehme dafür die volle Verantwortung. „Er sagte zu mir: ‚Ehrlich Mino, es fühlt sich falsch an, die Verhandlungen mit diesen Leuten, die mich beleidigen und meine Familie bedrohen, fortzuführen.'“ Als Beispiel nannte Raiola etwa einen beleidigenden Banner, der vor der Milan-Geschäftsstelle aufgehängt, aber nicht zum Schutze des Spielers entfernt worden sei.

Mit anderen Klubs habe er sich bezüglich Donnarumma derweil noch nicht unterhalten: „Wir haben keine Vereinbarung mit einem anderen Team. Er hatte schon Angebote von Juventus, Real Madrid und anderen großen Klubs, als er 14 war. Wenn er unbedingt hätte gehen wollen, hätte er das gemacht. Ich kann Ihnen versichern, dass es keinen raschen Transfer geben wird.“

Zuvor sei er sich mit Donnarumma auch darüber einig gewesen, nicht 2018 ablösefrei wechseln zu wollen und Milan so um eine Ablöse zu bringen. „Es gab deshalb nicht mal die Notwendigkeit, überhastet zu verlängern“, sagte Raiola.

Besondere Schuld sehe er bei AC-Sportdirektor Massimiliano Mirabelli: „Mit ihm komme ich nicht zurecht. Wir liegen auf völlig unterschiedlichen Wellenlängen. Was er macht, ist nah an Mobbing, wenn es das nicht bereits ist. Auf so ein Verhalten lasse ich mich weder ein, noch lasse ich zu, dass er damit durch kommt. Mit Fassone habe ich kein Problem und ich möchte auch keinen Krieg mit Milan starten. Aber unter diesen Umständen sehe ich nicht, wie die Situation bereinigt werden kann.“

Marco Fassone, Vorstandsvorsitzender der Lombarden, dementierte gegenüber dem „Corriere dello Sport“ kurz nach Raiolas TV-Interview die Aussagen des Beraters. Der 53-Jährige sagte u.a.: „Es gab keine Drohungen, aber unsere Position ist klar: Donnarumma ist unverkäuflich, daher wird er nächste Saison bei Milan sein.“

Ob der italienische Nationalspieler auch in der Startelf stehen werde, entscheide Trainer Vincenzo Montella Woche für Woche selbst. „Wegen mir kann Donnarumma immer spielen“, so Fassone weiter. „Aber wir können nichts riskieren, müssen uns nach einem Torwart umsehen. Wir können uns nicht auf jemanden verlassen, dessen Vertrag ausläuft und der auf so einer sensiblen Position vielleicht an Real Madrid denkt. Ich brauche einen Torwart, der bereit, ruhig und in einer optimalen psychischen Verfassung ist.“

Nach dem Abbruch der Verhandlungen wurden mit Bayer Leverkusens Bernd Leno (25) und Mattia Perin (24) vom FC Genua schon zwei Torwarte mit Milan in Verbindung gebracht. Die so früh geforderte Entscheidung begründete Fassone mit der drohenden Suche nach einem Nachfolger: „Ich brauche Zeit, um auf dem Markt arbeiten zu können. Die Saisonvorbereitung beginnt am 3. Juli. Zwei Wochen waren also das Minimum.“ Hätte Donnarumma erst Mitte August entschieden, wäre die Zeit für Fassone zu gering gewesen.

In Bezug auf das Angebot, welches er dem Top-Talent vorgelegt hat, sagte Fassone: „Aus der Klubperspektive weiß ich nicht, was wir noch hätten tun können, um Gigio und seine Familie zufrieden zu stellen. Wir haben versucht, dies zu übermitteln, wann immer wir gesprochen haben. Wenn er sich noch anders entscheidet, wird er mit offenen Armen vom Klub empfangen und am Ende auch von den Fans. Die Stimmung ändert sich schnell.“

Fassone führte weiterhin aus, dass die Situation bereinigt hätte werden können, ohne dem Klub auf diese Weise zu schaden. So habe Donnarumma Milan „100 Millionen Euro gekostet“. „Wenn Donnarumma mit 18 schon so viel wert ist, liegt das daran, dass wir als Klub in ihn investiert haben und den Mut hatten, ihn aufzustellen. Es hätte gereicht, wenn er gesagt hätte, er wolle nicht bleiben. Dann hätten wir mit einer vernünftigen Ausstiegsklausel verlängert. Und wenn der größte Klub angerufen hätte, hätte er Milan auch schon dieses Jahr den aufgerufenen Preis zahlen können.“

Donnarumma war am Sonntagabend beim U21-EM-Spiel gegen Dänemark von den italienischen Anhängern mit Schmähgesängen und Papier-Dollarscheinen beworfen worden. Die Aktion fand nach dem Raiola-Interview statt, in dem dieser erklärt hatte, dass es nicht ums Geld gegangen sei.



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