Ex-Botschafter: Warum die USA nie ihr Militär aus Deutschland abziehen werden

  06 Juli 2017    Gelesen: 1059
Ex-Botschafter: Warum die USA nie ihr Militär aus Deutschland abziehen werden
Trotz Kontroversen in Bezug auf die Finanzierung der Nato werden die USA nicht ihre Truppen aus Deutschland abziehen, auch wenn Berlin sich weigert, die Militärausgaben aufzustocken. Diese Ansicht vertritt der ehemalige Botschafter der Sowjetunion und Russlands in Deutschland, Wladislaw Terechow.
„Die USA forderten von Deutschland die Erhöhung der Militärausgaben, und damit begann die ganze Geschichte. Deutschland muss klar sein, dass es sich bei allen Drohungen – wenn sie nicht zahlen, werden wir sie auch nicht schützen – nur um leere Floskeln handelt, weil die USA davon überzeugt sind, dass sie in Europa unter allen Umständen präsent sein müssen“, sagte Terechow während einer Gesprächsrunde des Sinowjew-Klubs in der Nachrichtenagentur Rossiya Segodnya.

Er erinnerte daran, dass die Amerikaner bereits Ende der 1980er Jahre, als die Wiedervereinigung Deutschlands im Gange war, Bundeskanzler Helmut Kohl bei Treffen mit US-Präsident George Bush zu verstehen gaben, dass die Russen sich aus Deutschland und Polen zurückziehen müssen und die Amerikaner bleiben werden – nicht nur die Armee, sondern auch der Atomschild, weil sie sich ohne den Abwehrschild nicht außerhalb ihres Territoriums aufhalten können.

Natürlich würden die Amerikaner trotz aller Drohungen nicht weggehen, fremde Gebiete würden sie nicht verlassen, so der ehemalige Botschafter.

US-Medien berichteten im März unter Berufung auf eine Quelle in der deutschen Regierung, dass US-Präsident Donald Trump der Bundeskanzlerin eine Rechnung übergeben hatte, voraussichtlich in Höhe von 375 Milliarden Dollar, die Deutschland der Nato für die Verteidigung „schuldet“. Die Rechnung wurde bei Verhandlungen hinter verschlossenen Türen in Washington überreicht. Die US-Behörden nutzten das Jahr 2002 als Ausgangs-Zeitpunkt. Seit diesem Jahr waren die Rüstungsausgaben Deutschland niedriger als die festgelegten zwei Prozent vom BIP.

Zuvor hatte Trump im Kongress seine Unterstützung für die Nato angekündigt und von den Mitgliedsstaaten die Erfüllung ihrer Verpflichtungen gefordert. Trump twitterte am 18. März nach dem Treffen mit Merkel in Washington, dass Deutschland den USA und der Nato immense Summen für seine Verteidigung schuldet.

Zudem beauftragte Trump laut Medienangaben seine Mitarbeiter, auch in Bezug auf andere Nato-Länder, die ihre Verpflichtungen gegenüber der Nato zur Erhöhung der Rüstungsausgaben auf zwei Prozent des BIP nicht erfüllen, Rechnungen auszustellen.

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