Um am 8. Juli dann zum G20-Gipfel nach Hamburg zu kommen, hat die Maschine des russischen Präsidenten auch wieder einen Umweg genommen – über die Ostsee, so die Agentur Reuters. Die Maschine machte einen Bogen von 500 Kilometern, um NATO-Gebiet zu umfliegen. Letztlich überquerte der Präsidentenjet auf seiner Route nach Hamburg den Luftraum von Schweden und Finnland.
Jetzt wieder: Putins Jets fliegt einen Umweg um Polen und hätte gern auch den Luftraum über der Ostsee vermieden. Netznutzer im Westen schreiben: „Das liegt definitiv daran, dass Putin vor irgendwas Angst hat!“
Der Sprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, erklärte in einem Interview, er werde Putins Flugrouten keinesfalls kommentieren. Denn alles, was Putins „Ortsveränderungen“ angehe, betreffe „unmittelbar seine Sicherheit“.
Letzten Monat ist das Flugzeug des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu von Kampfjets der NATO über der Ostsee identifiziert und dann auch verfolgt worden.
Russland hat bereits mehrmals die Militärmanöver der NATO in Litauen, Lettland, Estland und im baltischen Seegebiet kritisiert. Polen ist indes zur Speerspitze der NATO im Konflikt mit Russland geworden. Erst im Januar dieses Jahres wurde eine große Zahl US-amerikanischer Panzer und anderen Kriegsgeräts auf polnischem Boden konzentriert und dann in die baltischen Staaten sowie nach Bulgarien und Rumänien verladen.
Die russisch-polnischen Beziehungen waren schon immer nicht einfach. Es hat sich geschichtlich so ergeben, dass die beiden Staaten viele Rechnungen miteinander offen haben, schreibt die chinesische Zeitung.
Im April 2010 verstarb der polnische Präsident Lech Kaczyński in der Nähe der russischen Stadt Smolensk, weil sein Flugzeug wegen dichten Nebels mit Bäumen zusammenstieß und abstürzte. Der polnische Staatschef wollte an einer Gedenkveranstaltung anlässlich des Jahrestags der Tragödie von Katyn in Smolensk teilnehmen. Die Polen sind davon überzeugt, dass der Absturz der polnischen Präsidentenmaschine Teil einer Verschwörung ist.
Viele Jahre nach dieser Katastrophe hat sich die Beziehung Russlands und Polens immer noch nicht verbessert. Während der Feierlichkeiten des 70. Jahrestages des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg 2015 erklärte der damalige polnische Außenminister Grzegorz Schetyna, es seien ukrainische Soldaten gewesen, die das Konzentrationslager Auschwitz befreit hätten.
Die russische Führung reagierte darauf mit aller Deutlichkeit: Wladimir Putin erklärte, es sei das russische Volk gewesen, das den unermesslichen Beitrag zum Kampf gegen den Faschisten geleistet habe. Jene aber, die die Geschichte verzerren wollten, würden vor allem sich selbst belügen, was eine Schande und ein Verrat sei.
Trotz des mangelnden Vertrauens zwischen Russland und Polen ist es für viele Militärexperten laut der Zeitung dennoch eine Überraschung, dass der russische Präsident sich letzte Woche entschieden hat, nicht über Polen zu fliegen.
„Russland hat kein Versprechen gegeben, auf den atomaren Erstschlag zu verzichten. Wer wollte es da wagen, den russischen Präsidenten abzuschießen?“, sagte ein chinesischer Militärexperte der Zeitung.
Eine wirkliche Gefahr für Russland ist nach Ansicht vieler Experten der NATO-Raketenschild: Seit Mai letzten Jahres baue die Allianz eine Raketenabwehrstation auf polnischem Gebiet. Bis 2018 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Deshalb plane Russland, sein Iskander-Raketen in Kaliningrad zu stationieren.
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