Der Vertrag von Lausanne

  25 Juli 2017    Gelesen: 2621
Der Vertrag von Lausanne
Am 24. Juli 1923 wurde zwischen dem Nachfolgestaat des Osmanischen Reiches, der Türkei, sowie Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan, Griechenland, Rumänien und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen in Lausanne dieser Vertrag geschlossen, der den nach dem 1. Weltkrieg geschlossenen Vertrag von Sèvres, einen der drei Pariser "Vorortverträge" (es gab noch Trianon für Österreich/Ungarn und Versailles für Deutschland) erheblich abgemildert hat.
Turquie News / TP / Kommentar Dagmar Schatz - Am 24. Juli 1923 wurde zwischen dem Nachfolgestaat des Osmanischen Reiches, der Türkei, sowie Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan, Griechenland, Rumänien und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen in Lausanne dieser Vertrag geschlossen, der den nach dem 1. Weltkrieg geschlossenen Vertrag von Sèvres, einen der drei Pariser "Vorortverträge" (es gab noch Trianon für Österreich/Ungarn und Versailles für Deutschland) erheblich abgemildert hat. Sultan Mehmed VI Vahdeddin hatte zunächst den harten und ungerechten Bedingungen des Vertrages von Sévres zugestimmt, und gehofft, damit seine Herrschaft und die der Dynastie zu retten.

In Folge des Vertrages von Sévres sahen die Siegermächte ihren Weizen blühen und wollten sich aus dem Gebiet der heutigen Türkei große Stücke einverleiben, sodaß der Türkei nur ein Sechstel ihres heutigen Staatsgebietes geblieben wäre.

Am übelsten dabei unstrittig der damalige Ministerpräsident der Griechen, Venizelos mit seiner "Großen Idee", megalí idéa): die darniederliegende Türkei wurde überfallen, um sich das Gebietzum Smyrna (Izmir) zu sichern (fast 1/4 des Staatsgebiets der heutigen Türkei. Die Türken schlugen den Angriff zurück; eine parteiische Geschichtsschreibung zählt nur die Umsiedlung und die Opfer der Griechen auf, die Bevölkerungsgruppen konnten schlicht nicht mehr miteinander leben. Im 1. Weltkrieg hatten griechische Osmanen noch in den Reihen der osmanischen Streitkräfte gekämpft. Bekannte "Pontusgriechen" waren Aristoteles Onassis und Mikis Theodorakis. Letzerer hat sich, mit seinem türkischen Freund Zülfi Livaneli engagiert für die Aussöhnung eingesetzt.

Dieses ergreifende Buch einer griechischen Schriftstellerin, das in der Türkei einen Preis erhielt, hat mittlerweile schon mehr als 80 (!) Auflagen erlebt: "Grüss mir die Erde, die uns beide geboren hat". Ich kann es Euch ans Herz legen: Mit der Zustimmung zum Vertrag von Sévres hatte Sultan Vahdeddin nicht die Monarchie gerettet, sondern ihr Schicksal besiegelt. Auf den Trümmern des Osmanischen Reiches entstand die heutige Türkei. Ich denke, die teilweise damalige Modernisierung geschah mit der Brechstange und viele Menschen wurden damals nicht mitgenommen - mal "Hutgesetz" googeln - auch, wenn man viel für die Befreiung der Frau getan hatte: die erste Frau, die in der Türkei als Kampfpilotin diente flog 70 Jahre vor der ersten Deutschen in ihren erstan Einsatz. Doch ich denke, das erklärt die Bereitschaft zur Re-islamisierung: die Brechstange und die Arroganz des Westens, die damals versuchte, der Türkei reinzudrücken, was sie zu tun und zu lassen habe. und das sehe ich heute wieder.

Seit der Unterzeichnung des Vertrages halten sich die absurdesten Theorien im Raum. Eines davon, die sich hartnäckig bis in die heutige Zeit gerettet hat, bezieht sich auf die Vertragslaufzeit. Demnach soll der Vertrag von Lausanne 2023 ablaufen, also zum 100-jährigen bestehen.

Dazu hat jüngst die Dozentin an der Bogazici-Universität von Istanbul, Sevtap Demirci, eine anerkannte Professorin für Geschichte und Spezialistin für den Vertrag von Lausanne, etwas gesagt:

Ich habe fast alle Dokumente gelesen, die in Zusammenhang mit dem Vertrag von Lausanne stehen, auch die Archive in der Türkei und in Großbritannien durchforstet. Es gibt keinen Eintrag zur Laufzeit des Vertrages.

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