"Irma" drängt nach Norden

  11 September 2017    Gelesen: 1157
"Irma" drängt nach Norden
Mit gewaltiger Kraft trifft "Irma" auf Florida. Extrem starke Windböen und Regenfälle lassen Millionen Haushalte ohne Strom zurück, Sturmfluten bedrohen nicht nur die Tampa-Bay-Region. Doch auf seinem Zug nach Norden wird der Hurrikan Stunde für Stunde schwächer.
Hurrikan "Irma" hat den US-Staat Florida mit voller Wucht erfasst. Gegen 22 Uhr deutscher Zeit traf der Wirbelsturm mit extrem starken Böen und schweren Regenfällen südlich von Naples auf Land, nachdem er zuvor bereits über die vorgelagerte Inselgruppe Florida Keys hinweg gezogen war. Im Vergleich zu vorherigen Prognosen schlug der Sturm allerdings eine östlichere Bahn ein. Das Auge bewegt sich derzeit in langsamen Tempo zwischen den beiden Großstädten Tampa und Orlando hindurch und bewegt sich in Richtung des Bundesstaats Georgia.

Auf seinem Weg nach Norden dürfe "Irma" von einem Hurrikan zu einem Tropischen Sturm heruntergestuft werden, erklärte n-tv-Meteorologe Björn Alexander am Montagmorgen. Bis Dienstag werde "Irma" nach Alabama weiterziehen.

Am Sonntag hatte das nationale Hurrikan-Zentrum "Irma" bereits von der zweithöchsten Kategorie 4 auf Kategorie 3 und dann auf Kategorie 2 herabgestuft. Am Montagmorgen deutscher Zeit verlor der Sturm weiter an Schwäche und fiel auf niedrigste Kategorie 1. Die Windgeschwindigkeiten betragen derzeit noch bis zu 135 Stundenkilometer. In der Spitze waren es vor wenigen Tagen noch bis zu 290 Stundenkilometer.

Sechs Tornados binnen einer Stunde

In Florida brachte "Irma" bei seinem Landfall an beiden Küsten weitreichende Überflutungen. Vor Naples stieg der Spiegel des Ozeans innerhalb von nur 90 Minuten um mehr als zwei Meter an. Auch in der Innenstadt von Miami zeigten Fernsehbilder schwere Überschwemmungen. Zuvor war der Sturm mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Stundenkilometer über die vorgelagerte Inselkette Florida Keys hinweggezogen. Auch dort hieß es vielerorts "Land unter".

Nach seinem Landfall entwickelten sich an der Ostküste Floridas binnen einer Stunde gleich sechs Tornados, wie der nationale Wetterdienst berichtete. Mit weiteren Wirbelstürmen müsse gerechnet werden. In Miami brachen mindestens zwei große Baukräne im Sturm zusammen, meldete der "Miami Herald". Wie der Sender ABC berichtete, starben drei Menschen bei vom Wetter mitverursachten Verkehrsunfällen. An der Südostspitze der Halbinsel musste aus Sicherheitsgründen einer von zwei Atomreaktoren des Kraftwerks Turkey Point heruntergefahren werden.

Berichten zufolge nutzten Diebe das Chaos in Florida, um Geschäfte zu plündern und in Wohnungen einzubrechen. US-Medien schilderten, viele Täter seien bewaffnet. In der Stadt Weston wurde nach Angaben lokaler Medien ein 17 Jahre alter Plünderer von einem Sicherheitsbeamten angeschossen. Der Jugendliche wurde ins Krankenhaus gebracht, sein Komplize verhaftet. Auch bei vielen anderen Vorfällen seien die beobachteten Täter jung oder in Gruppen organisiert gewesen.

Meterhohe Sturmfluten befürchtet

Bei seiner Ankunft in Florida führte "Irma" abgesehen von heftigem Regen zu einer kuriosen Situation: Da der der Sturm breiter als die Halbinsel war, sorgte er an der Ostküste für Überflutungen, während er das Wasser an der Westküste gleichzeitig wegdrückte.

Die Meteorologen warnten aber, dass das Wasser in einer Art gewaltigen Schaukelbewegung zurück an die Westküste kommen würde, während es im Osten dann abfließen würde. Von Fort Myers bis hoch nach Tampa bereiteten sich die dort verbliebenen Menschen auf das Schlimmste und bis zu 4,5 Meter hohe Sturmfluten vor. "Das Schlimmste kommt, wenn das Auge durchgezogen ist - dann kommt das Wasser", sagte ein Meteorologe bei CNN.

USA vor Milliardenschäden

In Florida waren zuvor mehr als 6,5 Millionen Menschen aufgefordert worden, ihre Häuser zu verlassen und sich vor dem Sturm in Sicherheit zu bringen. Das entspricht rund 30 Prozent der Bevölkerung des Bundesstaates - es war eine der größten Evakuierungsaktionen in der Geschichte der USA. Weit über 100.000 Menschen harrten in Notunterkünften aus.

Auch in benachbarten Bundesstaaten wurde der Notstand ausgerufen. Für einige Gebiete im Süden von Georgia galten Hurrikanwarnungen. In Alabama mobilisierte Gouverneur Kay Ivey vorsorglich die Nationalgarde.

"Irma" hält die Region bereits seit Tagen in Atem. Bei seinem Zug durch die Karibik hatte der Sturm nach inoffiziellen Schätzungen mehr als 20 Menschen das Leben gekostet, einige Gebiete gelten als unbewohnbar. Die Schäden schätzt der private Wetterdienst Accuweather allein in den USA auf rund 100 Milliarden Dollar. In Texas hatte Hurrikan "Harvey" zuvor Schäden über 190 Milliarden Dollar verursacht.

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