Irakische Kurden stimmen allen zum Trotz ab

  27 September 2017    Gelesen: 919
Irakische Kurden stimmen allen zum Trotz ab
Im Irakischen Kurdistan hat gestern ein Unabhängigkeitsreferendum stattgefunden, das sowohl in Bagdad als auch in vielen anderen Ländern Kritik ausgelöst hat, schreibt die Zeitung "Kommersant" am Dienstag.
Das irakische Parlament hat bereits für die Entlassung aller kurdischen Beamten gestimmt, die sich am Volksentscheid beteiligt hatten, und verfügte über die Verlegung von zusätzlichen Truppenteilen in die von den Kurden kontrollierten Gebiete.

Die Behörden in der Türkei, im Iran und in Syrien erklärten ihrerseits, sie würden die Ergebnisse des Referendums nicht anerkennen und gegen die Separatisten diverse Maßnahmen ergreifen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan drohte beispielsweise, den Öl- und Gastransit aus dem Irakischen Kurdistan zu blockieren, was sicherlich ein herber Schlag für die wirtschaftliche Entwicklung der Autonomie wäre. Und der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu hob die Lage der nichtkurdischen Bevölkerung in Kurdistan hervor. „Die türkische Armee wird sich unverzüglich einmischen, falls unsere turkmenischen Brüder zu Schaden kommen sollten“, warnte er. Noch könnte Ankara die Luft- und Bodengrenzen der kurdischen Autonomie sperren.
Der türkische Politologe und Kurden-Experte Ikbal Duerre behauptete allerdings, dass alle wirtschaftlichen und politischen Maßnahmen im Kontext der Unabhängigkeit Kurdistans „provisorisch“ sein würden.

„Der Ton der türkischen Behörden war selbst im Vergleich zu Vorgestern nicht mehr so heftig. Zuvor hatten sie erklärt, sie würden das Referendum nicht einmal zulassen, und jetzt sagen sie, dass sie seine Ergebnisse nicht anerkennen“, so der Experte.

Die Frage über das künftige Schicksal der nichtkurdischen Einwohner Kurdistans, insbesondere der von den Türken erwähnten Turkmenen, bleibt aber tatsächlich offen. Die Grenzen des so genannten „Irakischen Kurdistan“ sind in Wahrheit sehr umstritten. Im Irak gibt es ein kurdisches Gebiet mit der Hauptstadt in Erbil aber die dortigen Behörden um den Präsidenten Masul Barzani wollen mehr. Davon zeugte auch die Formulierung der Frage in den Stimmzetteln: „Wollen Sie, dass die kurdische Region und die Gebiete, in denen Kurden leben, die der kurdischen regionalen Administration nicht unterstellt sind, unabhängig werden?“ Aktuell kontrollieren die Kurden große Territorien, darunter die ölreichen Gebiete Kirkuk, Sindschar und Mossul, die jüngst vom "Islamischen Staat" befreit wurden.

Moskaus Reaktion auf den Volksentscheid bleibt zurückhaltend. Präsident Wladimir Putin telefonierte gestern mit seinem türkischen Amtskollegen Erdogan, und in der diesbezüglichen Mitteilung des Kreml-Pressedienstes stand kein Wort über Kurdistan. Die türkische staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete unter Berufung auf eigene Quellen, dass die Staatsoberhäupter dieses Thema erwähnt und die große Bedeutung „der Aufrechterhaltung der Integrität des Iraks und Syriens“ hervorgehoben hätten.

Die offiziellen Ergebnisse des kurdischen Referendums werden frühestens am Dienstagabend veröffentlicht. Die von "Kommersant" befragten Experten zeigten sich aber überzeugt, dass die meisten Kurden dabei für die Unabhängigkeit gestimmt haben.

Quelle:sputnik.de

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