Anlass für das Zahlenwerk war eine Anfrage des Integrationsrates, der die Verwaltung um Informationen zur "Zuwanderung aus EU-Krisenländern" gebeten hatte.
Für den wertenden Begriff "Krisenland" handelte sich das Beratungsgremium prompt Kritik von der städtischen Koordinierungsgruppe für Integrationsfragen und auch von SPD-Stadträtin Gabriele Penzkofer-Röhrl ein. Gemeint hatte der Integrationsrat sowohl jene Länder, die von der Finanzkrise besonders betroffen waren, als auch arme Länder wie Rumänien und Bulgarien.
Zwischen 2001 und 2010 hatte Nürnberg gegenüber den Ländern der EU leichte Wanderungsverluste oder einen ausgeglichenen Saldo, doch danach ist die Zuwanderung aus EU-Ländern gestiegen. So kamen 7525 der 10.449 besagten Rumänen zwischen 2010 und 2016. Deswegen konnte das Land auch Italien von Rang zwei verdrängen, das im selben Zeitraum nur um 824 Bürger zulegte.
Insgesamt leben aktuell 54.361 Bürger aus EU-Ländern ohne deutschen Pass in Nürnberg, zwischen 2000 und 2010 schwankte die Zahl zwischen 33.000 und 35.000 Personen. Seit dem Jahr 2000 ist die Gruppe der EU-Bürger um 20.894 Personen angewachsen.
In früheren Jahren beanspruchten viele Rumänen und Bulgaren die Plätze in den städtischen Notschlafstellen und sorgten dort für Kapazitätsmängel – dieses Problem stelle sich aber in dieser Form nicht mehr, wie Thomas Müller (Koordinierungsgruppe Integration) den Stadträten darlegte.
Sozialamtschef Dieter Maly sagte im NZ-Gespräch, dass acht Prozent der Rumänen vom Jobcenter betreut würden und mithin Sozialleistungen erhielten. Das sei ein unterdurchschnittlicher Wert, weil insgesamt rund 14 Prozent der Bürger ohne deutschen Pass beim Jobcenter gemeldet sind. "Die Rumänen sind nicht auffällig." Rätin Penzkofer-Röhrl lobte denn auch, dass viele der neuen Nürnberger beruflich Fuß gefasst hätten, außerdem machten die jungen Menschen Nürnberg "demografiefest", sagte sie im Hinblick auf eine älter werdende Gesellschaft.
Horst Göbbel, Vorstandsmitglied des Integrationsrates, mahnte in der Kommission an, auch die Perspektive der "abgebenden Länder" in den Blick zu nehmen. Die Wanderungsbewegung sei für ein Land wie Rumänien fatal: "Viele junge Menschen gehen, die besten Köpfe sind weg." Das sorge für eine Entvölkerung mancher Landstriche.
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