Für Volkswagen-Vorstand Andreas Renschler ist das automatisierte Kolonnenfahren, das auf der A9 mit behördlichem Segen getestet werden soll, der erste Schritt auf dem langen Weg der Nutzfahrzeuge in eine vernetzte, sichere und saubere Zukunft. Erstmals präsentierte Renschler in Hamburg, an was die verschiedenen Marken derzeit arbeiten. Unter dem VW-Dach sind neben MAN auch der schwedische Hersteller Scania, die brasilianische Tochter Volkswagen Caminhões e Ônibus (baut Busse und schwere LKW), die US-Firma Navistar und natürlich die leichten Nutzfahrzeuge mit VW-Logo Crafter und Caddy vereinigt.
Crafter mit E-Motor
1,4 Milliarden Euro sollen in den nächsten Jahren investiert werden. Schwerpunkte sind neben der Vernetzung wie beim Platooning vor allem der Einstieg ins elektrifizierte Zeitalter. "Da geht es vor allem um den Verkehr in Ballungsräumen und auf kürzeren Strecken. Auf der Langstrecke wird der Verbrennungsmotor noch für lange Zeit unersetzbar sein", so Renschler. Die ersten Beispiele sind ein VW Crafter mit E-Motor, der im nächsten Jahr erscheint und bis zu 1,7 Tonnen rund 200 Kilometer weit transportieren kann, bevor er an die Ladestation muss.
In Arbeit ist auch eine gewerbliche Version des ID Buzz, der dem klassischen Bulli nachempfunden ist und eine elektrische Reichweite von bis zu 600 Kilometern haben soll. Aber: Da die "zivile" Version frühestens 2022 auf die Straße kommt, müssen Firmenkunden beim ID Buzz Cargo sicher noch länger Geduld haben.
e-Delivery und Stromtrassen
Vorgeprescht sind die VW-Brasilianer. Sie nutzten das Hamburger Familientreffen für eine Weltpremiere und enthüllten den 11 Tonnen schweren e-Delivery. Der kleine Lkw hat einen 110 PS Elektromotor, eine Reichweite von 200 Kilometern und soll 2020 in Serie gehen. Allerdings wird er Südamerika vorerst nicht verlassen. Denn auch MAN und Scania haben den E-Antrieb für sich entdeckt, entwickeln derzeit eine Antriebseinheit mit Namen e-Drivetrain, die in mittelgroßen Nutzfahrzeuge ebenso verwendet werden kann wie in Stadtbussen. MAN hat einer österreichischen Logistik-Firma bereits neun elektrische Varianten des Typs TGM zum Test übergeben, der ab 2012 in Serie gehen soll. E-Busse von beiden Herstellern werden schon vor 2020 marktreif sein.
Eine ebenso pfiffige wie ungewöhnliche Idee kommt aus Schweden. "Warum nicht Eisenbahn-Technik auf die Straße bringen", fragte sich Scania-Vorstandschef Henrik Henriksson und lässt derzeit große Trucks mit Oberleitung testen. Ähnlich wie bei den sogenannten O-Bussen von einst, die mehr und mehr aus den Städten verschwunden sind, soll die elektrische Power aus am Rand von Autobahnen montierten Stromtrassen kommen und so lokal schadstofffreie Langstreckenfahrten ermöglichen. Nach dem Verlassen der Autobahn fährt der Lkw je nach Technik mit frisch geladenen Batterien oder auch einem Verbrennungsmotor weiter. Teststrecken für diese Technik will das Bundesumweltministerium im Raum Frankfurt und Lübeck sowie in Baden-Württemberg installieren.
Quelle: n-tv.de
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