Botschafter der Republik Aserbaidschan, war zu Gast bei Andreas Statzkowski

  02 November 2017    Gelesen: 967
Botschafter der Republik Aserbaidschan, war zu Gast bei Andreas Statzkowski
„Wir haben viel gelernt über ein Land, das von uns wohl noch kaum jemand besucht hat. Da es von Berlin aus Direktflüge nach Baku gibt wird sich das nun sicherlich bald ändern“ so das Fazit von Andreas Statzkowski nach dem Abend mit S.E. Ramin Hasanov, dem Botschafter Aserbaidschans.
Andreas Statzkowski hatte Herrn Hasanov in sein Bürgerbüro in der Fredericiastraße eingeladen und um die 50 interessierte Zuhörer lauschten seinem Vortrag über ein faszinierendes Land, das als Schnittstelle zwischen Ost und West, zwischen Asien und Europa gilt.

Einen ersten Eindruck bekamen die Zuschauer durch einen Film vermittelt, der durchaus Lust darauf machte, dies Land zu besuchen. Aserbaidschan liegt zwischen dem Kaspischen Meer und dem Kaukasus und ist etwa so groß wie Österreich. Hier leben zehn Millionen Menschen, die überwiegend dem schiitischen Islam angehören.

Aserbaidschan ist seit 1991 – seit dem Zerfall der Sowjetunion - wieder unabhängig“, betonte Ramin Hasanov. Wieder unabhängig, weil Aserbaidschan schon einmal von 1918 – 1920 unabhängig war. „Damals waren wir nur die zwei Jahre eine unabhängige Republik bevor wir von der Sowjetunion okkupiert wurden“.

Schwaben bauten Wein in Aserbaidschan an

Die Beziehungen seines Landes zu Deutschland haben eine lange Tradition. So erzählte der Botschafter, dass vor 200 Jahren rund 500 schwäbische Familien aus Baden-Württemberg nach Aserbaidschan kamen. Sie waren aus ihrer verarmten Heimat geflohen und folgten damals dem Ruf der russischen Zarin Katharina. So entstand im Nordwesten Aserbaidschans die erste deutsche Kolonie Helenendorf. Die deutsche Minderheit integrierte sich gut, überzeugte mit Weinanbau und hatte in der kurzen Zeit als selbstständige Republik (1918-1920) mit Lorenz Kuhn gar einen eigenen Abgeordneten im Parlament.

Auch sonst war Aserbaidschan ein fortschrittliches Land. Bereits 1918 - im selben Jahr wie Deutschland - bekamen die Frauen das Wahlrecht. Heute sind Männer und Frauen vor dem Gesetz gleichgestellt, erhalten gleiche Löhne für gleiche Arbeit. Im Parlament sind 27 Prozent der Abgeordneten Frauen. Im Bildungsbereich liegt die Quote gar bei 90 Prozent im Gesundheitsbereich noch darüber.



Öl, Gas und Bodenschätze

Seit dem Jahr 2000 erlebte Aserbaidschan einen rasanten Wirtschaftsaufschwung durch Gas – und Ölreserven sowie zahlreiche Bodenschätze. Inzwischen ist die Republik Aserbaidschan zu einem wichtigen Partner der EU, der OECD und des Europarates geworden. Die Zusammenarbeit mit Deutschland liegt schwerpunktmäßig im Gas-und Ölgeschäft. „Energie vom Kaspischen Meer nach Europa zu bringen galt als Märchen – jetzt ist es wahr geworden“, informierte Botschafter Ramin Hasanov und sprach damit den sogenannten Jahrhundertvertrag an. Ab 2019 wird es einen südlichen Gaskorridor zwischen Aserbaidschan und Westeuropa geben, eine Pipeline über 3500 km die es ermöglicht, Europa von den russischen Energielieferungen unabhängiger zu machen. Acht Länder haben dazu einen Vertrag unterzeichnet.

Die Einnahmen aus dem Energiegeschäft will Aserbaidschan investieren, um die Abhängigkeit vom Ölkurs zu mildern. „Schwerpunkte sind dabei Transport, Digitalisierung und Landwirtschaft“ erklärte S.E. Ramin Hasanov. So wird Aserbaidschan Teil eines Projektes sein, dass eine Eisenbahnlinie von China nach Europa ermöglicht. „Die Fahrzeit verkürzt sich somit um 25 Tage im Vergleich zur Schiffsfahrt“.



25 Jahre diplomatische Beziehungen

Der Botschafter unterstreicht, dass 170 deutsche Firmen in Aserbaidschan aktiv sind. Vor 25 Jahren war Deutschland das erste europäische Land, in dem Aserbaidschan eine Botschaft eröffnete. Dies Jubiläum wird nun u.a. mit einem wissenschaftlichen Kongress, einer Buchvorstellung und Konzerten in Berlin begangen. Die deutsche Sprache ist im Land beliebt – 2017 wurde das Goethe-Institut eröffnet - und auch der deutsche Fußball begeistert in Aserbaidschan. Besonders viele Fans hat die deutsche Nationalmannschaft aber auch Bayern München und Borussia Dortmund erfreuen sich großer Beliebtheit. „Ich habe Deutsch aus Liebe zum Fußball studiert“ gab der Boschafter mit einem breiten Lächeln zu.

Touristisch hat Aserbaidschan sowohl für Sommer- als auch Winterreisende einiges zu bieten: die 10.000 Jahre alten Felszeichnungen von Gobustan, 400 Schlammvulkane, saubere Strände und gute Hotels. Und mit dem Ausbau der Wintersportgebiete hat man die Österreicher betraut. In der Hauptstadt Baku gehört die Altstadt zum Weltkulturerbe. In Baku fand 2012 der Eurovision Song Contest statt und 2016 gastierte dort erstmals auch die Formel 1.

Ernst wurde Hasanov als er über den Konflikt um Bergkarabach sprach, eine mehrheitlich von Armeniern bewohnte Region im Südosten des Kleinen Kaukasus. Die „Republik Bergkarabach“ hat sich für unabhängig erklärt, gehört aber völkerrechtlich zu Aserbaidschan. Seit 1988 streitet Aserbaidschan mit Armenien um diese Enklave. „Der Krieg, der in der Region herrscht, ist auch ein Hindernis für die Sicherheit in Europa. Wenn die Wertegemeinschaft nicht dagegenhält wird es schwierig. Alle müssen zusammenhalten, sonst wird es Konflikte auch in anderen Staaten geben“ machte Hasanov den Standpunkt Aserbaidschans klar. „Nicht wer Schuld hat ist wichtig, sondern dass das Völkerrecht für alle gilt“.

Erschienen auf andreas-statzkowski.de

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