Aus Wut über seinen blockierten Wagen habe der Autofahrer bei dem Notarzteinsatz in Berlin Moabit den Rettungswagen demoliert und einen Sanitäter bedroht, berichten "Tagesspiegel" und "Bild"-Zeitung. Erst als zu Hilfe gerufene Polizisten dazwischen gingen, habe der Notarzt mit den Notfallsanitätern den Einsatz zu Ende bringen können.
Das Kind aus einer Kita, das beim Spielen plötzlich umgefallen war, sei erfolgreich wiederbelebt worden und ins Krankenhaus auf eine Intensivstation gebracht worden. Sein Zustand ist unklar.
"Mir doch egal, wer hier gerade reanimiert wird!"
Während des Einsatzes stand der Rettungswagen in der zweiten Reihe vor dem geparkten Auto des Angreifers. Dieser wollte offenbar wegfahren. Als einer der Retter den Notfallkoffer mit Beatmungsmaske für Kinder aus dem Wagen holen wollte, stellte sich der tobende Autofahrer ihm laut "Bild" in den Weg, brüllte: "Verpisst euch, ich muss zur Arbeit!"
Zuvor hat er schon wütend einen Außenspiegel des Rettungswagens abgetreten. Für den Transport zur Kinderintensivstation sei der Spiegel notdürftig repariert worden.
"Ich habe ihm erklärt, dass wir gerade ein Kind reanimieren und den Rettungswagen jetzt nicht wegfahren können", zitiert die Zeitung den Notfallsanitäter. "Doch der hat sich drohend vor mir aufgebaut, als ob er gleich zuschlagen will."
Das Argument, ein Rettungswagen könne nicht lange nach einem Parkplatz suchen, schien ihm offenbar egal zu sein. Der hinzugezogenen Polizei gegenüber habe er als Antwort auf die Erklärungen geschrien: "Mir doch egal, wer hier gerade reanimiert wird!"
Gegen den Autofahrer werde wegen Sachbeschädigung ermittelt. Auf eine Anzeige wegen Bedrohung sei durch die Retter laut Polizei verzichtet worden.
Aggression und Ignoranz
Die Gewalt gegenüber Rettungskräften nimmt zu, die Ignoranz gegenüber Verletzten ebenfalls. Empört durch die hohen Fallzahlen von Angriffen gegen Rettungspersonal hat das Bundeskabinett kürzlich einem Gesetzentwurf, der Angriffe auf Polizisten strenger bestrafen soll, zugestimmt.
Ebenso berichten Rettungsdienste jedoch über die steigenden Zahlen von Attacken. Probleme bereiten ihnen beim Rettungseinsatz genauso Menschen, die das Eingreifen der Helfer erschweren, weil sie aus Neugier zu dicht an Unfallstellen herangehen - wo auch immer wieder aggressiv auftretende Beobachter die Einsatzkräfte bei ihrer Arbeit behindern.
Zugleich werden viele Fälle bekannt, in denen Verletzte von Passanten ignoriert werden. So war vor wenigen Tagen ein Fußgänger auf einer Hauptstraße in Rheinland-Pfalz angefahren worden, um den sich auch Vorbeigehende nicht kümmerten.
Der Autofahrer hatte Fahrerflucht begangen. Der Verletzte musste mit seinem Handy Hilfe holen. Ähnliche Fälle haben schon häufiger für Aufsehen gesorgt. Dabei ist jeder Mensch gesetzlich zur Hilfe verpflichtet. Lesen Sie hier, wozu Passanten bei Verletzten verpflichtet sind. Unterlassene Hilfeleistung wird bestraft und kann sogar mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr geahndet werden.
Quelle : spiegel.de
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